Es diskutierten unter der Moderation von Börsenblatt-Redakteur Michael Roesler-Graichen: Marina Krauth (Buchhandlung Felix Jud, Hamburg), Karin Schmidt-Friderichs (Verlag Hermann Schmidt, Mainz) und Herbert Ullmann (Verlag h.f. ullmann, Potsdam). Eine Ton-Aufzeichung der Veranstaltung finden Sie am Ende des Artikels.
"Brauchen wir wirklich noch gedruckte Bücher", fragt Roesler-Graichen zum Auftakt in die Runde. Kaum jemand werde ernsthaft bestreiten, dass gedruckte Bücher auf lange Sicht zu einem gewissen Teil durch E-Books substituiert oder ergänzt werden. Die Statements der Diskussionsteilnehmer fallen eindeutig aus: Schmidt-Friedrichs sieht die E-Books und die gedruckten Bücher nicht als Gegensatz, sondern als Ergänzung. "Ich lese durchaus digital, meine Lieblingsbücher möchte ich aber in gedruckter Form besitzen", so Schmidt-Friedrichs. Krauth berichtet aus ihrer Arbeit in der Buchhandlung von vielen Kunden, die auf der Suche nach Büchern sind, die sie (wieder-)besitzen wollen. "Bücher haben eine Geschichte, die sie mit dem Leser verbindet", sagt Krauth. "Bücher sind Lebensbegleiter", sagt Ullmann, "ohne sie würde man nicht durchs Leben kommen". Ullmann streicht in seinem Statement besonders die Verlässlichkeit des gedruckten Buches heraus.Wahrscheinlich sei dennoch ein Szenario, in dem der Massenmarkt mit E-Books versorgt wird, und jüngere Menschen eher zu Display-Lektüre tendieren als zum Printbuch, so Roesler-Graichen. Eine aktuelle Umfrage von Scholastic zeige aber, dass zwei Drittel der amerikanischen Jungleser (zwischen 6 und 17 Jahren) neben E-Books an gedruckten Büchern festhalten wollen.
Notwendig ist dafür sicher auch eine sorgfältige Herstellung, die das haptische des Buches im besten Licht erscheinen lässt. "Wenn das gedruckte Buch Bestand haben soll müssen die Verleger wieder mehr in die Herstellung investieren und auch innovativer werden", so Krauth. Dazu gehören Ullmann zufolge durchaus auch handgebundene Exemplare auf besonderem Papier, die dann auch ihren Preis haben dürfen.
E-Books sind – zumindest in einer ersten Phase – Ableitungen gedruckter Bücher. Es sind digitalisierte oder digital ausgegebene Versionen eines Textes, der ursprünglich als Druckformat oder Druckäquivalent konzipiert wurde. "Auch enhanced e-books nehmen ihr Maß zunächst am gedruckten Buch und erweitern es um andere Medien", so Roesler-Graichen. Gerade im Referieren auf das Buch sieht Schmidt-Friedrich ein Problem für die Buchbranche: "Wenn wir nicht aufpassen, innovativ und offen bleiben, nimmt uns die Spieleindustrie den E-Book-Umsatz weg"
Im Verlauf der Diskussion wird deutlich, dass beide Medien, gedruckte Büchern ebenso wie E-Books Stärken haben, beide Defizite aufweisen – und dass sie sich in ihrem Funktionsumfang nur zum Teil decken. Es gibt also nach wie vor Gründe, für bestimmte Inhalte, Formate und Genres gedruckte Bücher E-Books vorzuziehen. "Ich gehe sehr gelassen in diese Wettbewerbssituation", sagt Ullmann. Das Buch werde elementar bleiben, so der Verleger. "Wir werden eine Koexistenz erleben", zieht Roesler-Graichen das Fazit ersten Diskussion im Börsenblatt-Café auf der Frankfurter Buchmesse 2010. Weiter geht es um 14 Uhr dem Thema "E-gitt? Das Problem der digitalen Rechte".
Es diskutieren Jörg Dörnemann (epubli), Michael Meller (Michael Meller Literary Agency), Cora Stephan (Autorin) und Bernhard von Becker (Justiziar Verlag C.H. Beck).
Moderation: Sandra Schüssel (Börsenblatt).