"Vor allem durch die Kriminalromane ist Island literarisch in der Welt bekannt", sagte die isländische Kulturministerin Katrín Jakobsdottír, die selbst Literaturwissenschaftlerin ist. In den Krimis spüre man die jahrhundertealte Erzähltradition, die bis hin ins 13. Jahrhundert reiche, als die bekannten Sagas geschrieben worden seien. "Bücherlesen ist ein wichtiger Bestandteil unseres öffentlichen Lebens", führte die Ministerin aus. In Reikjavik schließen die Buchhandlungen erst um 22 Uhr, während die meisten Geschäfte schon geschlossen haben. Die Buchläden werden dann zum Treffpunkt. Trotz der Finanzkrise sei das Budget für den Gastlandauftritt 2011 um keine Krone gekürzt worden – "als einziger Teil des isländischen Haushalts". Mit Hilfe des S. Fischer Verlags würden sämtliche Sagas derzeit neu übersetzt.
Der auf Einladung des Deutschen Akademischen Austauschdiensts derzeit in Berlin lebende isländische Autor Sjón gab einen Vorgeschmack auf die isländische Selbstironie: "Fragt nicht warum! Die isländische Nation ist auf der ganzen Welt als Volk von Geschichtenerzählern, Poeten und Buchliebhabern bekannt, die gelegentlich in epische Gruppengesänge ausbrechen, welche sie über Jahrhunderte des Elends und der Langeweile in ihren Herzen und Köpfen bewahrt haben, die aber in unserer fortschrittlichen Welt längst vergessen sind." Die Gründe dafür seien umstritten. "Manche schreiben es den unbändigen Naturgewalten zu, die jahraus, jahrein gnadenlos auf dieses arme Volk herniederprasseln, andere beschuldigen die weißen Nächte, die unverdorbene Wildnis und die Reinheit des Trinkwassers. Dann wiederum gibt es jene, die klug genug sind, sich den Teufel darum zu scheren, sollte die Frage ihnen jemals überhaupt in den Sinn kommen und die einfach die Seite des isländischen Romans oder Gedichtbands umblättern, den sie gerade in Händen halten."