Mit »Schalom« begrüßte Grossman Journalisten, Fotografen und Fernsehteams und stieg in einen sehr persönlichen Dialog mit der Presse ein: »Wenn ich mich hier umschaue, Sie alle sehe, dann glaube ich, dass der Krieg für Sie so unvorstellbar ist wie für uns in Israel der Frieden«.
Zwei Staaten, souverän und unabhängig, in denen die Menschen in Würde und Freiheit leben können, ohne die Last der Angst und des Hasses – das ist Grossmans Traum von der Zukunft im Nahen Osten. Er sei keineswegs naiv, aber von Natur aus Optimist, so Grossman. Denn wer verzweifle, werde zum Opfer statt sein Schicksal in die Hand zu nehmen: "Deshalb müssen wir darauf bestehen, an eine friedliche Zukunft für uns alle zu glauben".
Beim Ausbruch des Zweiten Libanonkriegs 2006 forderte Grossman mit anderen Schriftstellern eine Waffenruhe zwischen Israel und Libanon. Einige Tage später wurde sein Sohn Uri von einer Rakete der Hisbollah getötet – damals schrieb er gerade an seinem Roman "Ein Frau flieht vor einer Nachricht". Das Buch erzäht von einer Frau, die versucht, ihre Familie vor dem gewaltvollen Alltag im Nahen Osten zu schützen. Warum er gerade eine weibliche Protagonistin gewählt habe, wurde Grossman auf der Pressekonferenz gefragt. Die Antwort mit humorvollen Unterton: Weil Frauen sehr viel stärker als Männer zuallererst ihren Kindern und nicht irgendwelchen Systemen verbunden seien. Nicht umsonst habe sich Gott an Abraham gewandt, als er das Opfer seines Sohnes Issak einforderte. "Sara hätte vermutlich geantwortet: Mach mal halblang".
Israel zu verlassen, dieser Gedanke habe ihn und seine Frau nach dem Tod des Sohnes durchaus beschäftigt, sagte Grossman in Frankfurt. "Wir haben unsere Wahl getroffen: Wir bleiben, weil Israel unsere Heimat ist.«
Grossman wird am Sonntag mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Der Schriftsteller setze sich aktiv für die Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern ein, versuche in seinen Romanen, Essays und Erzählungen, nicht nur die eigene, sondern immer auch die Haltung der jeweils Andersdenkenden zu verstehen und zu beschreiben, heißt es in der Begründung des Stiftungsrats. Die Laudatio hält der deutsche Bürgerrechtlicher Joachim Gauck, die ARD überträgt die Preisverleihung live am 11 Uhr. Der Friedenspreis wird seit 1950 vom Börsenverein vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert.