"Nichts"-Autorin tourt in den Messehallen

Janne Teller allüberall

8. Oktober 2010
Redaktion Börsenblatt
Hier auf dem Podium der "Zeit", dort bei Tilman Spreckelsen im "FAZ"-Forum oder beim Signieren: Bestsellerautorin Janne Teller (fast 100.000 Exemplare von "Nichts" in zehn Wochen) ist auf der Messe scheint's allgegenwärtig. Und immer wieder muss die sympathische Dänin ihren Roman erklären.

Das tut sie auf Deutsch, grammatikalisch verwegen und gelegentlich nach Worten suchend, und hat damit schon die Herzen der in Massen strömenden Zuschauer für sich gewonnen. Es gehe ihren Protagonisten nicht nur darum, dem im Pflaumenbaum hockenden nihilistischen Klassenkameraden etwas zu beweisen, sondern sich selbst, erklärt die Hanser-Autorin. "Ich habe das Buch für mich geschrieben, aber ich hätte es gern als 15-Jährige gelesen. Als ich geschrieben habe, habe ich als Teil der Gruppe in diesem Universum gelebt, im Kopf." "Nichts" sei ein Jugendbuch, sicher, aber letztlich doch für alle, die über 13, 14 Jahre alt seien.

Die Figuren in ihrem Buch wüssten, dass es mehr geben müsse als das, was sie sähen. Pierre stelle eben Fragen, und auf Lesungen hätten viele Jugendliche den Mut gezeigt, offen zu sagen, was sie umtreibt, da kämen viele Fragen zusammen. "Welche Werte geben wir denn den jungen Menschen?", fragte Teller und beantwortete die Frage gleich selbst: Offensichtlich nicht viele, denn die Jugendlichen suchten selbst danach, jenseits der konventionelllen Antworten. Teller, die lange in Afrika gelebt hat, erzählte von den Menschen dort: "Die Leute haben solch eine Lebensfreude, einen Lebensmut - das gibt es in Europa so nicht." Hier gäbe es inzwischen zunehmend Probleme mit Essstörungen, manche nehmen Antidepressiva.

Hätten die Eltern in den Handlungsverlauf der Geschichte nicht eingreifen sollen?, wird Teller öfter gefragt. Das sei eine Frage, die nur Erwachsene stellen würden, meint sie, Jugendlich bemerkten die Abwesenheit der Erwachsenen im Roman nicht einmal. "Jugendliche leben nicht in solch festen Strukturen wie Erwachsene, deswegen erschüttert sie der Roman nicht so sehr wie die Erwachsenen. Denen aber zieht es dann beim Lesen eher den Boden unter den Füßen weg." Möglicherweise sei  es ein Trauma, die Kinder an die Gesellschaft zu verlieren. "Eltern wollen ihre Kinder ja beschützen, aber diese wollen sich auch ihre Selbstständigkeit erobern." Erwachsene  seien auch deshalb nicht nötig im Roman, weil sie eben oft lediglich die konventionellen Antworten auf wichtige Lebensfragen gäben. "Und dabei haben sie letztlich dieselben Probleme wie ihre Kinder. Nur, ich sage es noch einmal, haben die den Mut, die entscheidenden Fragen zu stellen."  Auch bei ihr hätten ihre Geschwister früher immer gesagt, sie stelle zu viel Fragen ...