Welche Bücher verbrannt wurden wissen wir, aber welche Bücher wurden im Dritten Reich eigentlich gelesen? Adam: "Es sind sicher keine Perlen, die man da finden kann. Mich interessiert die Massenliteratur, auch aus meiner persönlichen Geschichte heraus. Diese Bücher standen halt bei uns im heimischen Bücherschrank".
Die Buchgeschichte des Dritten Reichs ist eine der Phänomenalsten", sagt Saur, Verleger, Kenner der Buchhandelsgeschichte und Vorsitzender der Historischen Kommission im Börsenverein. Sehr viele Verlage hätten sich in kürzester Zeit total unterworfen, so Saur. Andere hätten Bücher herausgebracht, die sich total gegen den Zeitgeist richteten. Neben den Nazi-Bestsellern seien eben auch durchaus viele Bücher, die unangreifbar waren.
Eine der spannenden Verlagsgeschichten, die in dem Buch von Adam erzählt werden, ist die von Bertelsmann. Laut Adam war die Koppelung von wirtschaftlichen Geschichten und dem Ideologischen entscheidet. Man habe zum Beispiel die Verlagslandschaft bereinigt, viele Nazi-Größen seien Autoren gewesen. "Ohne die Feldpost ist Bertelsmann so nicht denkbar. Schlicht gesagt hat man im Verlagsgeschäft viel geld verdient", so Adam.
"Die Feuerzangenbowle" oder "Der Gasmann" - das unterhaltetende Buch hatte nach 1933 eine unglaubliche Konjunktur. Die Buchmarktgesetzte gelten zwar noch, aber Rohstoffe wie Papier sind knapp - "da kamen nur noch die Großkonzerne ran", so Adam. Es gab einen unglaublichen Lesehunger: 99 Prozent einer Auflage wurden innerhalb eines Jahres restlos verkauft. Adam: "Unter Verkaufsaspekten waren das paradiesische Zustände".
Bei Langen Müller im Parteiverlag war nur der Geschäftsführer Mitglied der Partei und der Verlag hat eine Reihe vernünftiger Bücher gemacht, erinnert Saur. Viele Verleger haben nicht aus den Augen verloren, welche Bücher sie machen wollen. Saur: "Manche Verlage haben sich nicht verbogen, wie zum Beispiel der Hanser Verlag, der bis 1945 nur noch Werkzeug- und Maschinenbaubücher herausgebracht hat".
Bibliografie:
Christian Adam
Lesen unter Hitler
Autoren, Bestseller, Leser im Dritten Reich
Verlag Galiani Berlin