Frankfurter Buchmesse

Traveldiary meets Thalia: "Ich hätte nicht nein gesagt"

11. Oktober 2010
Redaktion Börsenblatt
Für Jens Freyler vom traveldiary Reiseliteratur-Verlag bot die Buchmesse diesmal ein Kontrastprogramm: Ein Zufall führte den Kleinverleger und Thalia zusammen, sie standen sich in Halle 3.1 direkt gegenüber. Fünf Tage lang blickte Freyler also auf die Zukunft des Lesens – so, wie sie sich der Filialist aus Hagen vorstellt. Wie er die Nachbarschaft erlebte und ob er von der ungeahnten Nähe auch nach der Messe noch profifiert? boersenblatt.net hat nachgefragt.
Thalia direkt gegenüber: Das hat bei manchem schon schwere Kopfschmerzen ausgelöst. Sie hatten trotzdem eine schöne Messe?

Freyler: Ja, alles völlig schmerzfrei – und ohne Aspirin.  

Gefällt ihnen die Zukunft des Lesens, wie sie Ihr Nachbar entworfen hat?

Freyler: Eine schwierige Frage. Als Leser lassen mich E-Books im Grunde kalt, als Verleger finde ich sie sehr spannend.

Warum?

Freyler: Weil ich erlebe, dass es durchaus Leute gibt, die Bücher gern digital lesen – oder lesen würden. Ich habe das ja jetzt fünf Tage lang live beobachten können. Das Interesse ist also da, der Markt wird wachsen.

Sind Sie darauf vorbereitet?

Freyler: Wir sind dabei. Derzeit veröffentlichen wir ein halbes Jahr nach Erscheinen der gedruckten Ausgabe unsere Titel als E-Book; unser nächstes Ziel wird es sein, Apps in den App-Store zu bringen.  

Kein Interesse am Thalia-E-Book-Store?
   
Freyler: Doch, sicher - wenn die Konditionen stimmen. Ich hoffe nicht, dass es da Hürden für kleine Verlage wie uns geben wird.

Haben Sie nicht die Gelegenheit genutzt, dass hier zu klären?

Freyler: Nein. Ich denke, das wäre hier einfach nicht der passende Rahmen gewesen, um Geschäftliches zu klären.

Vielleicht, um ein wenig zu feiern und mit Michael Busch auf den Oyo anzustoßen?


Freyler: Auch nicht. Ich war hier an meinem Stand und habe nur nebenbei beobachtet, was passiert. Das war alles. Andererseits: Wenn Michael Busch mit einem Glas Sekt oder gar Champagner rüber gekommen wäre, hätte ich das nicht abgelehnt.

Waren Sie denn drüben?

Freyler: Lediglich ein Mal, und zwar heute – am letzten Messetag.

Und was haben Sie gemacht? Den Oyo getestet?

Freyler: Nein, ich habe nur ein paar Fragen gestellt. Offenbar soll es ja zwei Modelle geben, den normalen Oyo mit W-LAN und eine Version mit UMTS, den Oyo 3G. Darüber wollte ich gern noch ein wenig mehr wissen: wie das Gerät funktioniert und wie teuer das Ganze wird. Nach den Antworten des Standpersonals zu urteilen, steht das aber alles noch nicht fest.

Wieso haben Sie Ihre Fragen bis zum letzten Tag aufgespart?

Freyler: Der Oyo mag interessant sein, ist aber letztlich auch nur ein E-Reader unter anderen – ich beschäftige mich schon lange mit dem Thema. Anders gesagt: Der Oyo hat sicher seine Stärken, aber ich denke auch, dass die Entwicklung noch weitergehen wird.
 
Ihr Messe-Fazit?

Freyler: Positiv. Wenn wir näher an anderen Touristik-Verlagen dran gewesen wären, hätten wir zwar möglicherweise noch mehr Publikum gehabt. Aber unsere Kunden haben uns auch so gefunden.