Leserbrief zur Frankfurter Buchmesse

Das A bis U der Messeeindrücke

11. Oktober 2010
Redaktion Börsenblatt
Rüdiger Richter von der Buchhandlung Gernot Hykel in Frankenberg (Eder) über seinen Messetag.
Unser persönlicher Messeeindruck des Fachbesuchertages am 7. Oktober war recht vielfältig, wenngleich nicht durchweg positiv. Während das Vokal-Ensemble der Sonderklasse bei Beltz & Gelberg mit musikalischer Salsa aus Kuba den Tag letztlich überaus angenehm abrundete, war die generelle Wahrnehmung eine andere. Zusammengefasst präsentierte man sich uns als

    a  rrogant
    e  litär
    i  nteressant
    o  pulent
    u nterhaltsam

Dabei galt: je größer der Verlagskonzern, je exklusiver ausstaffiert der Messestand, desto überheblicher die Behandlung, die der Buchhändler erfuhr, der nicht zum inner circle zählte. Außerdem stand leider das selbst gesetzte, vermeintliche Niveau vieler Verlage vielfach in reziprokem Verhältnis zum "Service" und Fachwissen, das man am jeweiligen Info-Desk erfragen durfte. Persönliche Ansprache, die nicht als Störung empfunden wurde, gab's meist nur bei den vermeintlich "kleinen" Ständen, die sich nicht an Großabnehmern orientieren oder sich mit Prominenten en masse schmücken mußten.
Insgesamt war's ein SEHEN und GESEHEN WERDEN, längst keine Arbeitsmesse mehr, sondern ein Treff der Schönen und Wichtigen, die mit Sekt in Strömen hofiert wurden, während der interessierte Buchhändler oftmals auf Desinteresse stieß. Wenn die Verlagsverantwortlichen schon denen gegenüber, die ihre Bücher an die Leser bringen sollen, so abgehoben auftreten, möchte ich mir garnicht vorstellen, wie genervt und unwillig man sich an den beiden allgemeinen Besuchstagen dem "Endverbraucher" gegenüber präsentiert.

Eine Rückbesinnung auf das, was und wer die Verlage groß gemacht hat und heute noch für die Verbreitung auf dem "flachen Land" sorgt, täte unbedingt gut! Streß und Rummel können nur unzureichend entschuldigen, daß man oftmals als Störfaktor Kunde angesehen wurde!

Dankenswerte Ausnahmen gab's dennoch, bei Arena, Langenscheidt, Prestel oder der avj; Hingucker wie Weingarten oder Hinhörer wie die Verlegergespräche bei der SZ machten den Fachbesuchertag dennoch zumindest i wie interessant!