E-Books im Buchhandel

Ralf Alkenbrecher: "Digitale Inhalte anzubieten, wird nicht viel kosten"

4. November 2010
Redaktion Börsenblatt
Die Nachfrage nach digitalen Inhalten ist noch gering? Kleinere Buchhändler sollten den neuen Markt dennoch nicht einfach anderen überlassen – meint Unternehmensberater und Aufbau-Geschäftsführer Ralf Alkenbrecher. boersenblatt.net sprach mit ihm über Chancen, Risiken und die Frage, auf was es beim Markteinstieg ankommt.     

Warum sollten sich Inhaber kleinerer Sortimente am Geschäft mit digitalen Inhalten beteiligen?
Alkenbrecher: Buchinhalte werden künftig nicht nur in gedruckter Form gelesen und verkauft. Will ich als Buchhändler möglichst viele Kunden halten und an meine Buchhandlung binden, muss ich mich zum Medienhändler wandeln. Digitale Medien gehören da ganz klar dazu.  

Wann wäre der richtige Zeitpunkt? 

Alkenbrecher: So schnell wie möglich, am besten gestern.

Und wie?  
Alkenbrecher: Zunächst ist es wichtig, ein bis zwei Mitarbeiter auszuwählen, die sich um das Thema kümmern. Und die sollten dann Kontakt aufnehmen zu den Partnern, die sie bereits gut kennen: zu den Barsortimenten.

Wie hoch stufen Sie das Risiko ein, dass die digitalen Angebote an den Wünschen der Kunden vorbei zielen?
Alkenbrecher: Aus meiner Sicht ist das Risiko nicht größer als bei einem schlecht dekorierten Schaufenster, dem falsch präsentierten Bestseller oder einer schlechten Anzeige, die man geschaltet hat.

Wie sieht das ideale Modell aus?
Alkenbrecher: Es bietet Kunden eine große Vielfalt an Titeln und bindet sie zugleich eng und komfortabel an ihre Buchhandlung – für den Bestellvorgang.

Momentan läuft das Geschäft mit digitalen Inhalten noch eher schleppend. Was empfehlen Sie, um den Absatz in Schwung zu bringen?
Alkenbrecher: Werbung, Werbung, und nochmals Werbung für die neue Möglichkeit, über den örtlichen Buchhändler E-Books beziehen zu können.

Lohnt sich der Aufwand denn?  
Alkenbrecher: Das kommt darauf an, wie man das definiert. Digitale Inhalte anzubieten, wird nicht viel kosten, bringt aber auch in den nächsten Monaten nur wenig Umsatz. Woran sich Sortimenter noch gewöhnen müssen: dass beim digitalen Verkauf Rabatte unter 20 Prozent durchaus auskömmlich sind.

Sollten Buchhändler auch E-Reader im Laden haben?
Alkenbrecher: Auf jeden Fall – und zwar einen günstigen und einen etwas anspruchsvolleren. Mehr nicht. Kunden wollen nicht noch durch fünf verschiedene Geräte verunsichert werden.

Um sich weiterzubilden: Zu was raten Sie?
Alkenbrecher: Buchhändler können sich zum Beispiel an die Landesverbände wenden – sie bieten schon seit längerem Seminare an. Und ich gehe davon aus, dass das Thema jetzt auch in den Schulungsprogrammen der Barsortimente steht.