Konferenz Homer 3.0

Böse Hasen

5. November 2010
Redaktion Börsenblatt
Am Ende des zweitägigen Berliner Fachkongresses zur Digitalisierung, überschrieben mit Homer 3.0, hatte ein Autor seinen großen Auftritt. Burkhard Spinnen war angekündigt im Gespräch mit Detlef Bluhm, dem Initiator von Homer 3.0: „Spinnen hoch drei: der Autor und sein neues Selbstbild“. Spinnens Gedanken, witzig und intelligent, führten ihn zu Exkursen über Lakaien, Hasen und davonfahrende Züge.

Auf die Frage, ob und wie sich Schreiben verändert:

„Wir Schriftsteller laufen mit Dichterfeder im Haar dem Zug (der Digitalisierung) hinterher, der sich immer weiter entfernt und haben dabei das Gefühl, wir würden mitfahren."

Auf die Frage nach Rechercheformen:

„Durch die Recherche im Internet weiß ich überhaupt erst, was ich wissen können wollen möchte. Ich muss nicht den Lakaien kommen lassen: Helfe er mir! Da steht er schon: Guck mal, was es alles gibt! Ich brauche keinen Dichtergedanken, sondern vielmehr nur abzuarbeiten, was geboten wird.

Paradies mit Kehrseite: „Das ist wie permanent im Wonderland zu sein, nur dass es böse Hasen gibt, die mich hier- und dorthin zerren wollen. Es ist eine permanente Versuchung, den Großteil der Zeit muss ich aufbringen, mich dagegen zu wehren."

Auf die Frage, ob neue Formen von Literatur entstehen:

„Wenn der Roman zur Dienstleistung verkommt, gräbt das Genre sich das Wasser selbst ab. Das, was da produziert wird, können andere besser."

Applaus.