In Sachen libreka! haben Mitglieder des Gremiums mangelnde Kommunikation beim Strategieschwenk von libreka! beklagt.
Nachdem MVB-Geschäftsführer Ronald Schild die neue strategische Ausrichtung von libreka! (Fokussierung auf die Aufgabe als Distributionsplattform) dargelegt hatte, entspann sich eine heftige Diskussion darüber, ob die Buchhändler nicht enger in den Entscheidungsprozess hätten eingebunden werden müssen.
„Die Ziele der Plattform zu ändern, ohne die Händlerseite einzubeziehen, dafür habe ich überhaupt kein Verständnis", sagte etwa Detlev Büttner (Lehmanns, Heidelberg). Gleichwohl hält er die Positionierung der Plattform „aus kaufmännischer Sicht für richtig". Allerdings hätte man einmal mehr die Chance verpasst, zwischen Verlegern und Buchhändlern im E-Business in einem geordneten Prozess zu einem Konsens zu kommen.
Kritik kam auch von Hartmut Falter (Mayersche, Aachen): „Wir haben uns bei der letzten Sitzung im April hinter libreka! gestellt, haben das Projekt begleitet und unterstützt. Nun hat es sich verselbständigt und uns bleibt nur noch der Blick von außen."
Der SoA-Vorsitzende Heinrich Riethmüller (Osiandersche, Tübinigen) spielte den Ball zurück: „Vom Sortiment kam nicht viel, nicht viele Buchhändler haben sich bei der Konzeption von libreka! eingebracht und ihre Wünsche formuliert". Nun solle das, was geschaffen wurde, nicht kleingeredet werden.
35.000 E-Books seien derzeit über die Plattform bestellbar, „in den nächsten Wochen wird sich das Angebot verdoppeln", kündigte Ronald Schild an. Der SoA appelliert erneut an die Verlage, dass sie libreka! zu ihrer wichtigsten Plattform für E-Books machen sollten. Wiederholt wurde auch die Aufforderung, sich an einen Tisch zu setzen. In den vergangenen Wochen seien gemeinsame Termine von Buchhändlern und Verlegern nicht zustande gekommen, weil von Verlagsseite keine Teilnehmer dafür benannt worden seien. Morgen wird der Sortimenter-Ausschuss im Branchenparlament eine Stellungnahme zu libreka! abgeben.
Was dürfen die Wirtschaftstöchter des Börsenvereins und wer kontrolliert sie?
Im Zuge der Diskussion um libreka! ging es auch um die Frage, welche Produkte und Dienstleistungen die Wirtschaftsunternehmen des Börsenvereins anbieten dürfen. „Die MVB hat den Zweck, Dinge zu realisieren, zu der einzelne Unternehmen nicht in der Lage sind", sagte Manfred Keiper (Die andere Buchhandlung, Rostock). Mitgliedsunternehmen Konkurrenz machen, dürfe sie hingegen nicht. Riethmüller hielt dagegen: „Bei libreka! zum Beispiel ist ganz klar, dass eine Konkurrenz zu den Barsortimenten besteht". Das aber sei im Branchenparlament Konsens gewesen.
Um einen größeren Einblick in die Aktivitäten der MVB zu bekommen, hat der Sortimenter-Ausschuss folgendes beschlossen: Die Geschäftsstelle um Geschäftsführerin Kyra Dreher wird gebeten, eine Geschäftsordnung vorzuschlagen, um eine Expertengruppe für das VLB zu bilden.
VLB als Referenzdatenbank und Lobbyarbeit
Michael Vogelbacher, Leiter Informationsdienste bei der MVB, berichtete über den Status Quo bei der Referenzdatenbank. Das VLB habe bereits 5.610 Verlage mit rund 800.000 Titeln gewinnen können, die das Verzeichnis als Referenzdatenbank akzeptierten. In den kommenden Wochen würden noch rund 9.000 Printmelder angeschrieben. Vogelbacher geht davon aus, „dass wir die 70-Prozent-Marke, die es für die Referenz braucht, bald erreichen". Anschließend könnte die Referenz des VLB als Handelsbrauch festgeschrieben werden.
Börsenvereins-Justiziar Christian Sprang ist ebenfalls zufrieden mit dem jetzigen Stand. Es gebe mittlerweile deutlich weniger Preisabweichungen im Online-Buchhandel. „Die Abmahn-Anwälte können keine guten Geschäfte mehr machen", so Sprang.
Weiterhin informierte Sprang über die Lobbyarbeit des Verbands, beispielsweise bei EU- weiten Schulbuchausschreibungen. Die Vergaberichtlinie stünde im kommenden Jahr vor einer Novellierung und es würden viele Gespräche mit Parlamentariern, Wirtschaftsministerium oder der EU-Kommission geführt. Die Chancen, dass Änderungen möglich sind, schätzt Sprang als gut ein.
Angemessene Rabatte
Kyra Dreher erläuterte den derzeitigen Stand bei einer möglichen Modifikation des Paragrafen 6.1 Preisbindungsgesetz. Hierbei geht es um eine Interpretation des Begriffs „angemessen" bei den Rabatten. Eine buchhändlerische Arbeitsgruppe hat sich des Themas angenommen und ein 20-seitiges Empfehlungsschreiben erarbeitet. Das Fazit: Wie zu erwarten war, sei die Konditionengestaltung bei Fachbuch und Schulbuch besonders kritisch. Ende der kommenden Woche werde ein Gespräch mit unterschiedlichen Verlagen stattfinden, „um möglichst konkrete Handlungsempfehlungen im Konsens auszuarbeiten", so Dreher. Detlev Büttner (Lehmanns, Heidelberg) gab zu bedenken, dass man sich bei der Auslegung des Paragrafen nicht nur auf die gedruckte Welt konzentrieren solle. „Die Branche verändert sich atemberaubend schnell und damit auch die Produkte." Man sollte E-Books unbedingt in die Debatte einbeziehen, betonte auch Hartmut Falter von der Mayerschen Buchhandlung in Aachen. Für Dreher ergibt sich mit der Interpretation „eine kleine Probe, was wir im Branchenkonsens schaffen können". Daran werde sich beweisen, „ob wir zu Größerem in der Lage sind".
Zukunftsstudie
Einige Mitglieder des Sortimenter-Ausschusses hatten sich an der umfassenden Befragung beteiligt. Ihr Fazit fiel überwiegend positiv aus. Dieter Dausien (Buchhandlung am Freiheitsplatz, Hanau) sagte: „Es wurde mir an einigen Punkten aufgezeigt, wo Veränderungsbedarf besteht. Wenn wir das jetzt richtig umsetzen, hat die Teilnahme auf jeden Fall etwas gebracht."
Irmgard Clausen (Buchhandlung Riemann, Coburg) schätzt vor allen Dingen „den Blick von außen und die Kundenbefragung im Rahmen der Studie".
Neues Berufsbild Buchhändler
Monika Kolb-Klausch, Bildungsdirektorin des Börsenvereins, informierte über das neue Berufsbild Buchhändler, das von den zuständigen Gremien am 16. Dezember endgültig verabschiedet werden soll. „Handeln und Kompetenz sind das grundlegende Prinzip der Neuordnung", betonte Kolb-Klausch. Ihr Fazit: „Nehmen Sie das neue Berufsbild als gutes und zukunftsbezogenes."
Fusionsprüfung Landesverband Nordrhein-Westfalen
Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, und Gabriele Schink, Geschäftsführerin des LV NRW, sprachen über die Fusionsprüfung. Beide betonten, dass der Prozess „ergebnisoffen" sei. „Erliegen Sie nicht der Suggestion, dass es ein abgekartetes Spiel ist", betonte Skipis. Herauskommen müsse ein Konzept, das qualitativ und betriebswirtschaftlich überzeugt. Schink verspricht sich von einer Verschmelzung mit dem Bundesverband „mehr Nutzen für weniger Beitrag für die Mitglieder".
Betriebswirtschaftlicher Ausschuss (BWA)
Der Sortimenter-Ausschuss bittet den Vorstand des Börsenvereins, den BWA aufzulösen und Aufgaben sowie Budget (ca. 85.000 Euro) den Fachausschüssen zu übertragen.