Am Urheberrecht scheiden sich die Geister. Zwei Lager streiten unversöhnlich miteinander. Leider geht es nicht nur um die stärkeren Argumente, sondern auch um besseres Gehör vor der Berliner und der Brüsseler Politik. In den vergangenen Tagen gab es zunächst Grund zur Freude: Kulturstaatsminister Neumann hatte in seinem klug abwägenden Positionspapier einem Recht das Wort geredet, das in erster Linie die Interessen des Werkschöpfers schützen soll. Das Papier kommt einer intellektuellen Wohltat gleich, weil sich hier einer weigert, digitale Erleichterungen für Urheberrechtsbrüche zur Norm eines neuen Rechts zu verklären, das vorgibt, nutzerfreundlich zu sein. Wer im vermeintlichen Vorrang von Verbraucherinteressen die Belange der Kreativen und der Verwerter verrät, riskiert den Verlust kultureller Vielfalt. Denn wo kein Werk, da auch kein Verbrauch.
Die Freude über Neumanns Klarheit blieb aber nicht lange ungetrübt. Vertreter eines "Systemwechsels" haben zu Wochenanfang bei einer Anhörung der zuständigen Enquetekommission gleich den Aufmerksamkeitskonter probiert. Haben eine »Legitimationskrise« des Urheberrechts herbeizureden versucht. Haben einen "Gleichklang" von Nutzern und Kreativen propagiert. Haben den einst passiven Konsumenten (der mittlerweile ja als Prosument, also als Verbraucher mit produktiven Anteilen teilgeadelt ist) endgültig in den Rang eines Werkschöpfers erhoben. Das alles mag zwar in einem idealen Diskurs als Unfug zu entlarven sein. Aber Vorsicht, die politische Meinungsbildung folgt anderen Regeln! Hier gilt das Geräusch oft nicht weniger als der Gedanke. Man muss deshalb die Phonstärke halten.