Nachgefragt

"Die Beratung ist sehr aufwendig"

8. März 2012
Redaktion Börsenblatt
Die Investitionen sind hoch, der Ertrag noch gering: Das stationäre Sortiment engagiert sich im digitalen Buchgeschäft und kämpft um jeden Kunden. Das Börsenblatt hat 50 deutsche Buchhändler nach ihren Erfahrungen mit E-Books befragt. Lesen Sie hier eine Auswahl der Statements:
Hermann-Arndt Riethmüller, Osiander, Tübingen
"Der Kunde stellt sich vor, dass er, so wie beim 'Holzbuch'-Kauf, ein E-Book kaufen und spätestens, wenn es heruntergeladen ist, lesen kann. Dabei ist der Prozess sehr kompliziert: Er muss sich bei Adobe registrieren und ein Kundenkonto einrichten. Und wenn in der Kette irgendetwas nicht stimmt, steht er bei uns auf der Matte und sagt 'Ihr seid schuld'."
Franziska Bickel, Buchhandlung Vogel, Schweinfurt
"Die meisten, die die Plakate für E-Books sehen, kaufen dann doch lieber ein Buch. Die wenigen, die einen E-Reader kaufen, wollen damit in den Urlaub fliegen. Mein Gefühl: Der Umsatz ist nicht so nennenswert, dass es den Buchhandel gefährdet. Junge Leute sind gar nicht begeistert, ältere Kunden interessieren sich, weil sie weniger Platz für Bücher haben."

Karin Rolles, Buchhandlung Rolles, Penzberg
"Die, die einen E-Reader haben, sind begeistert. Aber man muss der Typ dafür sein, also technikaffin sein. Die Beratung ist sehr aufwendig, bei minimalem Verdienst. E-Reader werden gern von jungen Leuten an die Eltern verschenkt, wegen der großen Schrift. Die kennen sich aber nicht aus oder haben keinen Computer, daran hat keiner gedacht."

 

Peter Peterknecht, Buchhandlung Peterknecht, Erfurt
"Die, die sich für das Thema interessieren, haben sich schon oft im Vorfeld informiert. Und wer einen E-Reader hat, ist meist zufrieden oder er hat sich bei der Technik überschätzt. Die Resonanz ist im Grunde positiv, schließt aber den Kauf von Büchern nicht aus."
Nina Hugendubel, Buchhandlung Hugendubel
"E-Books und unser eigener Reader sind längst ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Sortiments geworden. Unsere Kunden nehmen das Angebot sehr gut an, und die Umsätze steigen kontinuierlich. Die geringe Anzahl an Reklamationen und Rückfragen bei unserer speziell eingerichteten Hotline zeigt uns, dass die Kunden mit der Bedienung der Geräte sehr gut zurechtkommen und auch mit der Leseerfahrung und den Bezahlsystemen zufrieden sind." 
Dieter Dausien, Buchhandlung am Freiheitsplatz, Hanau
"Das Geschäft mit den Reader ist insgesamt besser gelaufen als gedacht. Vor dem Weihnachtsgeschäft wurden zwei bis drei Reader verkauft, an Weihnachten waren es dann sieben (zwei ursprünglich bestellt). Seit Januar ist es aber wieder still geworden um das Thema."

Thomas Pagel, Hähnelsche Buchhandlung, Hachenburg
"Der Reader hat sich bei uns sehr gut verkauft – im Januar und Februar noch besser als im eigentlichen Weihnachtsgeschäft. Das Folgegeschäft ist derzeit noch schwer einschätzbar. Die Umsätz bei den E-Books sind vernachlässigbar. Möglicherweise ist die On-Leihe bei Bibliotheken in Rheinland-Pfalz für einige Kunden interessanter."

 

Den Artikel zum Thema finden Sie im aktuellen Börsenblatt 10 / 2012 auf Seite 16 und 17.