Kommentar

Manege frei für den Börsenzirkus

28. März 2012
Redaktion Börsenblatt
Bei der Douglas-Hauptversammlung in der vergangenen Woche in Hagen äußerten sich "mehr oder weniger ernst zu nehmende Charaktere zur Zukunft des Buchhandels", meint Börsenblatt-Redakteurin Christina Schulte.

Sie waren alle anwesend: Die Krekes, die Oetkers und die Müllers – mithin jene Personen, die bei Douglas ganz entscheidend den künftigen Kurs bestimmen. Sie hätten in der vergangenen Woche bei der Hauptversammlung Licht ins Dunkel der Essener Grugahalle bringen können. Aber sie taten es nicht. Stattdessen taten, zumindest die Oetkers und Drogerie­unternehmer Erwin Müller, der mit Sohn angereist war, das, was sie gewöhnlich zu tun pflegen: schweigen. Selbst die vehementen Aufforderungen der versammelten Ak­tio­näre, endlich Farbe zu bekennen, wer welche Pläne mit seinen Douglas-Anteilen hegt, verhallten unbeantwortet.

Sprechen, qua Amt, mussten Henning Kreke, der Vorstandschef, und sein Vater Jörn Kreke, der Aufsichtsratsvorsitzende. Doch auch aus ihren Worten war es schwer, Details, etwa für den Einstieg von Finanzinvestoren, abzuleiten. Sprechen und wenig sagen – das schließt sich bekanntermaßen nicht aus.

Klare Worte in Sachen Thalia fanden hingegen Anteilseigner und Aktionärsschützer. Sie hätten lieber die Variante gesehen, Thalia abzustoßen, statt Millionen in die Restrukturierung des Filialisten zu buttern. Wenig Verständnis also haben viele Anteilseigner für das Buchgeschäft – und nur rudimentäre Kenntnis davon, wie es funktioniert: vom Selbstdarsteller über den Kritiker, der mal hart mit der Unternehmensführung ins Gericht gehen will, bis hin zum Quasi-Kabarettisten, der selbst über seinen Auftritt lachen muss – es äußerten sich mehr oder weniger ernst zu nehmende Charaktere zur Zukunft des Buchhandels. Aber: Was in Essen während der fünfeinhalbstündigen Hauptversammlung geboten wurde, gehört zum Börsenzirkus dazu.

Insofern ist es durchaus verständlich, dass sich die Gründerfamilie lieber ohne Diskutanten und ohne den Druck der Börse um die weitere Strategie von Douglas kümmern würden. In Ruhe eben, wie immer wieder betont wird.