Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik 2013 an Daniela Strigl

"Who kerrs?"

6. Juli 2015
von Börsenblatt

Die österreichische Kritikerin und Literaturwissenschaftlerin Daniela Strigl ist heute mit dem Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik ausgezeichnet worden. Die Verleihung fand während der Leipziger Buchmesse statt.

Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, begrüßte die Preisträgerin und lobte „ihre Umsichtigkeit im Umgang mit Literatur, die sich idealerweise in Rückzugsräumen entwickelt, bei Vertiefung in die einzelne Lektüre.“
 
Diese Vertiefung ermöglicht es Daniela Strigl auch immer wieder, zu einem Urteil zu kommen, über das Paul Jandl in seiner Laudatio sagt, es sei "nie abgehoben, aber immer angehoben". Und damit sei auch ihre hohe Popularität zu begründen, folgert der Kritiker und Journalist weiter. Auch die Bescheidenheit Daniela Strigls identifizierte Jandl als einen wesentlichen Kern ihres Wirkens. „Sie selber bezeichnet sich als einen Platzanweiser im Literaturbetrieb des Zirkus Maximus, und das zeigt ihre Bescheidenheit.“ Von dieser Eigenschaft und ihrem Mut vor dem „Schwierigen“ profitiere der Literaturbetrieb nachhaltig, denn sie widme sich auch dem „Vergessenen und Abgelegenen“ und mache so auf junge und vergessene Autoren aufmerksam. Sein Schlusswort: „Der Kerr-Preis ehrt sich selbst, indem er diese Kritikerin preist.“
 
In ihrer Dankesrede bewies Daniela Strigl mit ihrem Aufruf an den Literaturbetrieb, „die eigene Zunft nicht zu ernst und zu bedeutsam zu nehmen“, die ihr zuvor attestierte Bescheidenheit sogleich auf der Bühne. „Who kerrs?“, fragte  sie scherzhaft - und wollte damit nicht nur auf den Namensgeber des Preises verweisen, sondern vor allem ihrer Mission nachkommen, auf wenig beachtete Autoren aufmerksam zu machen.  

Zur Person:
Die promovierte Literaturwissenschaftlerin Daniela Strigl lehrt seit 2007 an der Universität Wien Neuere deutsche Literatur. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die österreichische Literatur des 20. Jahrhunderts, deutschsprachige Gegenwartsliteratur und -lyrik. Strigl publiziert Essays sowie Literatur- und Theaterkritiken in überregionalen Medien. 2001 wurde sie mit dem Österreichischen Staatspreis für Literaturkritik ausgezeichnet, 2007 mit dem Max Kade Essay-Preis. Von 2003 bis 2008 sowie seit 2011 ist sie Jurorin beim Ingeborg-Bachmann-Preis, im Jahr 2009 war sie Jurorin beim Deutschen Buchpreis und aktuell ist sie Mitglied der Jury für den Preis der Leipziger Buchmesse.
 
Zum Preis:
Mit dem Preis zeichnet das Börsenblatt, Wochenmagazin für den Deutschen Buchhandel, seit 1977 literaturkritisches Wirken aus. Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro dotiert. In den letzten Jahren erhielten den Preis u.a. Helmut Böttiger, Ina Hartwig, Dorothea von Törne, Gregor Dotzauer und Burkhard Müller.
 
Der Jury gehören an: Maria Gazzetti (Geschäftsführerin Stiftung Lyrikkabinett), Peter Härtling (Autor), Michael Lemling (Geschäftsführer der Münchner Buchhandlung Lehmkuhl), Klaus Reichert (Ehrenpräsident der Akademie für Sprache und Dichtung), Klaus Schöffling (Verleger) und Torsten Casimir (Chefredakteur Börsenblatt).