Sigmund-Freud-Preis 2013 an Angelika Neuwirth

"Bahnbrechende Koranforscherin"

6. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Der Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa 2013 geht an die Arabistin Angelika Neuwirth. Das teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung mit. Das Preisgeld wurde auf 20.000 Euro erhöht.

"Mit ihren wahrhaft bahnbrechenden, von hoher Sprachsensibilität zeugenden Forschungen zum Koran", heißt es in der Begründung der Jury, "hat sie sowohl das Originäre der muslimischen Offenbarung als auch deren Einbettung in den Kontext des biblischen und spätantiken Schrifttums erwiesen." Damit knüpfe sie nicht nur an Goethe wie auch an die Traditionen der Wissenschaft des Judentums an, die früh die Verflochtenheit der nahöstlichen mit der westlichen Kulturen betonten, "sondern begreift schon das Gründungsdokument des Islams als einen auch europäischen Text. Die Weite ihres Horizonts manifestiert sich ebenso in wichtigen Arbeiten zur modernen arabischen Poesie".

Angelika Neuwirth, geboren 1943 in Nienburg/Weser, ist seit 1991 Professorin für Arabistik an der Freien Universität Berlin, zudem leitet sie das Forschungsprojekt Corpus Coranicum − Textdokumentation und historisch-kritischer Kommentar zum Koran an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Angelika Neuwirth studierte Arabistik, Semitistik und Klassische Philologie an der Freien Universität Berlin sowie in Teheran, Göttingen, Jerusalem und München. Nach ihrer Habilitation arbeitete sie von 1977 bis 1983 als Gastprofessorin an der Universität von Jordanien in Amman. Von 1994 bis 1999 war sie Direktorin am Orient-Institut der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft Beirut und Istanbul. Neben zahlreichen Aufsätzen sind als Buchpublikationen zuletzt erschienen: "Der Koran als Text der Spätantike. Ein europäischer Zugang" (Verlag der Weltreligionen, Berlin 2010), "Der Koran: Bd. 1: Frühmekkanische Suren. Poetische Prophetie Handkommentar mit Übersetzung" (Verlag der Weltreligionen, Berlin 2011).

Der Preis wird am 26. Oktober 2013 zusammen mit dem Georg-Büchner-Preis in Darmstadt vergeben, so die Mitteilung der Akademie. Das Preisgeld wird ab 2013 von 12.500 auf 20.000 Euro erhöht.

Der Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa wird seit 1964 verliehen und von der HSE-Stiftung, Darmstadt, gefördert.