Deutschsprachige Autoren ermahnen Amazon

"Nur ein fairer Buchmarkt ist ein Buchmarkt mit Zukunft"

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Rund 100 deutschsprachige Autoren schließen sich dem Protest ihrer US-Kollegen an, darunter Nele Neuhaus (Foto), Ingrid Noll und Josef Haslinger. In einem offenen Brief, der an Amazon-CEO Jeff Bezos und den Deutschlandchef Ralf Kleber adressiert ist, rufen sie den Konzern zur Umkehr im Konditionenstreit auf. Update: Der Börsenverein stellt sich hinter die Initiative. 

Hinter der Aktion stehen mehrere Institutionen, etwa der Bundesverband junger Autoren und Autorinnen, das PEN-Zentrum Deutschland und die IG Autoren Österreich. Insgesamt konnten sie bereits gut 100 deutschsprachige Autoren als Unterzeichner des offenen Briefs gewinnen – und es geht weiter.

Der offene Brief ist noch nicht öffentlich. Derzeit werden die letzten Vorbereitungen getroffen, um das Schreiben für jeden einsehbar zu machen – über die Webseiten www.autoren-fuer-fairen-buchmarkt.de und www.fairer-buchmarkt.de soll der Brief ab Anfang kommender Woche abgerufen werden können.

"Amazon nimmt uns als Druckmittel her"

boersenblatt.net liegt der offene Brief vor. Er ähnelt in weiten Teilen dem der US-Initiative Authors United (boersenblatt.net berichtete). "Amazon manipuliert Empfehlungslisten", kritisieren sie. "Amazon nimmt Autoren und Autorinnen und ihre Bücher als Druckmittel her, um noch mehr Rabatte zu erzwingen." Sie jetzt in Beugehaft zu nehmen, sei keine Art mit Geschäftspartnern umzugehen und fördere nicht das Vertrauen.

Wie ihre amerikanischen Kollegen appellieren sie zudem an ihre Leser - indem sie sie darum bitten, an Jeff Bezos und Ralf Kleber zu schreiben, und beiden "ihre Meinung über die jüngsten Erpressungsmethoden" mitzuteilen. "Wir hoffen, dass wir, Autoren und Leser, Jeff Bezos und Ralf Kleber davon überzeugen können, dass nur ein fairer Buchmarkt ein Buchmarkt mit Zukunft ist.“

"Ein starkes Zeichen für die Gesellschaft und die Politik"

Der Börsenverein stellt sich hinter die Initiative. "Amazon schadet mit seinen Methoden der literarischen Qualität und Vielfalt. Dagegen wehren sich jetzt auch die Autoren in Deutschland", sagte  Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis auf Anfrage von boersenblatt.net. Die Aktion sei ein starkes Zeichen für die Gesellschaft und die Politik. Skipis' Appell: "Wir alle sollten darüber nachdenken, was uns eine vielfältige Literatur wert ist."