Interview mit Alpha-Chef Helmut Köther

Vier gewinnt

3. März 2015
von Börsenblatt
Nach schwierigen Monaten kehrt die christliche Alpha-Kette offenbar zurück in ruhigeres Fahrwasser: Die neuen Miteigentümer − der Brunnen Verlag, der Verlag der Francke-Buchhandlung und der Kawohl Verlag − geben dem Filialisten neuen Halt. Ein Gespräch mit Geschäftsführer Helmut Köther über das Ende der Krise, die Zusammenarbeit mit den Gesellschaftern und Erlebnisbuchhandel á la Alpha.   

Die christliche Alpha-Kette aus Gießen wagt einen Neuanfang: Wie berichtet, hat die Chrischona-Beteiligungsgesellschaft zum 1. Januar 75 Prozent ihrer Anteile am Unternehmen abgegeben − zu je gleichen Teilen an den Brunnen Verlag in Gießen, den Verlag der Francke-Buchhandlung in Marburg und den Kawohl Verlag in Wesel.

Als der Teilverkauf im November vergangenen Jahres bekannt wurde, ließ Köther wenig Zweifel daran, wie viel dabei für Alpha auf dem Spiel steht. "Wir haben in schwierigen Zeiten einschneidende Maßnahmen ergreifen müssen", erklärte er. Gestärkt durch die neuen Gesellschafter wolle man sich nun "den Herausforderungen stellen, die aufgrund von geändertem Käuferverhalten und neuen globalen Anbietern gerade dem christlichen Buchhandel erhebliche Probleme bereiten".

Strategisch betrachtet hat der Teilverkauf also allen etwas gebracht. Chrischona kann das stationäre Geschäft erhalten, die Alpha-Kette kommt nach dem Rückbau der vergangenen Jahre wieder zur Ruhe, die Franchisepartner gewinnen neue Sicherheit – und die Verlage für ihre Bücher und Non-Books im Handel eine neue Sichtbarkeit. Im Interview mit boersenblatt.net erklärt Köther die Details.


Helmut Köther: "Die neuen Gesellschafter räumen uns sehr gute Rabatte ein"

Anfang des Jahres haben sich drei Verlage an der Alpha-Kette beteiligt. Wirkt sich das im Alltag aus, spüren Kunden davon etwas?
Die neuen Gesellschafter räumen der Alpha Buchhandlung sehr gute Rabatte und Rückgabemöglichkeiten ein. Auch die Zahlungsmodalitäten wurden verbessert. Die Produkte der neuen Gesellschafter wurden bisher schon gut verkauft. Wir erwarten, dass die Umsätze weiter steigen, da diese Produkte besonders herausgestellt werden und die Mitarbeiter sich dafür einsetzen werden. Das kann auch zulasten anderer Lieferanten gehen. Trotzdem sind wir darauf angewiesen, dass alle Verlage, die wir im Programm haben, gute Titel bringen.

Was tun Sie für die Kundenbindung?
Unsere Kunden erwarten in erster Linie ein gutes Sortiment mit christlicher Literatur, eine Bibelauswahl und Literatur zur Wertebildung.  Dabei werden vermehrt hohe Kompetenz und Beratungsbereitschaft erwartet. Darüber hinaus sind unsere Buchhandlungen auch Treffpunkte, und die Kunden freuen sich, wenn wir ein offenes Ohr für sie haben. Dafür nehmen wir uns Zeit, und wir versuchen zudem, unsere Läden mit vielen kleinen Aktionen und Veranstaltungen in Erlebnisbuchhandlungen zu verwandeln. Zum Beispiel laden wir Kunden einmal im Monat zu kleinen Ladenkonzerten ein, veranstalten für sie Seminare und Themenabende.

Gehören zum Erlebnisbuchhandel á la Alpha auch Non-Books?
2014 lagen wir flächenbereinigt  1,3 Prozent im Plus, wobei sich Non-Books besser entwickelt haben als Bücher. Die Filialen haben zum Beispiel im Kalendergeschäft einen Zuwachs von 4,4 Prozent erreicht, bei den Geschenkideen waren es 2,9 Prozent. Das Segment ist also wichtig für uns und wird ausgebaut, wenn wir eine Verbindung zum Kernsortiment sehen. So haben wir für 2015 beschlossen, Gesellschaftsspiele neu hinzuzunehmen. Da viele Spielwarenläden verschwinden, versprechen wir uns einiges an Zusatzumsatz.

Gibt es Themen, die zurzeit besonders stark nachgefragt werden? Spüren Sie etwas von der Islam-Debatte?  
Natürlich werden auch in unseren Buchhandlungen immer kulturelle und politische Themen, die in der Öffentlichkeit eine Rolle spielen, diskutiert. Der Brunnen Verlag hat eine Kooperation mit "open-doors", die sich besonders mit der Situation der Christen in islamischen Ländern beschäftigen. Dieser Bereich wird in den Medien und in der Politik kaum erwähnt. Eine Ausnahme war jetzt ein Artikel von Helmut Markwort im "Focus". Mit dem Verkauf der Bücher von "open-doors" unterstützen wir diese wichtige Arbeit. Die Verfolgung der Christen in vielen islamischen Ländern ist allerdings schon seit Jahren immer wieder Thema in unseren Buchhandlungen.

Interview: Christina Busse

Zu Alpha gehören aktuell zwölf Filialen und 19 Franchisepartner sowie Beteiligungen an zwei Partnerbuchhandlungen. Insgesamt arbeiten für die Alpha Buchhandlung mit ihrer Zentrale in Gießen 84 Mitarbeiter − 2013 (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) setzte sie rund neun Millionen Euro um.


Mehr zum Thema lesen Sie in unserem Spezial Religion + Glauben, das heute im Börsenblatt erscheint.