Verlagsförderung

Auch so geht sächsisch

7. Februar 2024
von Nils Kahlefendt

Zum fünften Mal wurde am gestrigen Dienstag im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig der Sächsische Verlagspreis vergeben. Auszeichnungen von insgesamt 40.000 Euro waren in vier Kategorien ausgelobt worden.

Thomas Kralinski (Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr), Monika Osberghaus (Klett Kinderbuch), Andreas Heidtmann (Poetenladen), Simon Raulf (Hentrich & Hentrich), Jens Korch (Edition Wannenbuch, Christine Jäger-Ulbricht (Sandstein Verlag), Kultusministerin Barbara Klepsch, Malte Gerken (Hentrich & Hentrich, von links)

Nachdem von 2018 bis 2020 jeweils ein Verlag ausgezeichnet wurde – die klassische Variante einer Preisvergabe –, und man 2022 nach coronabedingter Pause 20 Verlage mit jeweils 10.000 Euro bedachte, waren diesmal Auszeichnungen von insgesamt 40.000 Euro in vier Kategorien ausgelobt – einen daumenlangen, in Seiffen geschnitzten “Bücher-Picus“ gab es als hölzernen Botschafter des Freistaats obendrauf. Eine siebenköpfige Jury nominierte aus 123 Bewerbungen jeweils vier Verlage pro Kategorie, von denen schließlich fünf Preisträger gewählt wurden. Überreicht wurden die Preise von Kultusministerin Barbara Klepsch und Thomas Kralinski, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. 

In der Kategorie Verlagsprogramm (10.000 Euro) wurde der Verlag Hentrich & Hentrich ausgezeichnet, der sich ausschließlich auf Veröffentlichungen zu jüdischer Kultur und Zeitgeschichte spezialisiert hat. Nora Pester, seit 2010 Verlegerin und 2018 von Berlin nach Leipzig gezogen, betreibe mit ihrem Team heute nicht weniger als „Aufklärung unter erschwerten Bedingungen“, so Jurymitglied Hartmut Mangold. Mit rund 60 Neuerscheinungen pro Jahr und insgesamt über 700 lieferbaren Titeln sei der Verlag in dieser Vielfalt einzigartig im deutschsprachigen Raum.

In der Kategorie Wertschöpfungsbeziehungen (10.000 Euro) fiel die Wahl auf den Dresdner Sandstein VerlagIn dem 1990 gegründeten Verlag produzieren heute 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter einem Dach pro Jahr rund 70 Titel zu Kunst, Geschichte und Architektur, häufig in Kooperation mit Museen oder wissenschaftlichen Institutionen. Der Jahresumsatz beträgt knapp zwei Millionen. „Sandstein“, so Jurorin Karin Großmann, „betreibt Heimatkunde im besten Sinn und Wertschöpfung zum Anfassen“.  

In der Kategorie Gestaltungs- und Produktionsansatz (10.000 Euro) siegte der Leipziger Poetenladen Verlag. Der Verlag, mit bisher vier Deutschen Verlagspreisen und dem Kurt-Wolff-Förderpreis einer der höchstdekorierten Indies der Republik, entwickelte sich aus dem 2005 von Andreas Heidtmann initiierten gleichnamigen Webportal. Juror Domenico Müllensiefen würdigte den „Dreiklang aus Form, Grafik und Sprache“; tatsächlich arbeitet der Verlag kontinuierlich mit einem festen Pool an Gestalterinnen und Gestaltern zusammen. „Verlegen“, so Andreas Heidtmann, „ist nichts Anderes als Beharrlichkeit“.

In der als Sonderpreis der So geht sächsisch-Kampagne ausgeschriebenen Kategorie Sichtbarkeit des Verlagsstandorts Sachsen (dotiert mit je 5.000 Euro) stehen zwei Sieger auf dem obersten Treppchen: In der Chemnitzer Edition Wannenbuch erscheinen wasserfeste Bücher „für große Leser“ – vom Krimi bis zum Ratgeber. Der dazugehörigen Paperento Verlag setzt auf ein prägnantes Kurzgeschichten-Programm, das an veränderte Lesegewohnheiten angepasst ist und damit zumindest auch Anreize für Nicht-Leser setzt.

Mit seinen Büchern, vor allem aber auch Aktionen wie „Bücher statt Bernd“, „Eine Wiese für alle“ oder „Manchmal male ich ein Haus für uns“ zeigt der Klett Kinderbuchverlag klare Kante gegen Dummheit und Intoleranz. Damit wird der seit 2008 in Leipzig ansässige, seit 2015 unabhängig agierende Verlag nicht nur in der Buchbranche, sondern in der gesamten Gesellschaft wahrgenommen. Dass der Verlag nicht vor Gegenwind und Shitstürmen einknickt, zeigt das Medienecho um Publikationen wie „Das wahre Leben der Bauernhoftiere“ oder zuletzt „Die besten Weltuntergänge“.

Der Sächsische Verlagspreis wird vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) in Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Staatministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWKT) vergeben, um den Verlags- und Buchstandort Sachsen zu stärken. Zu den Partnern des Branchenpreises zählen der Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie die Leipziger Buchmesse. Die konzeptionelle und organisatorische Begleitung des Wettbewerbsverfahrens erfolgt durch Kreatives Sachsen, ein Projekt des Landesverbands der Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen e.V. Die Preisgelder werden im Wettbewerbsjahr 2024 durch das SMWA und die Sächsische Staatskanzlei bereitgestellt.