Lünen

Eine Buchhandlung mit 43-jähriger Geschichte sucht Nachfolge

13. März 2024
von Sofia Lehmann

Heidi Vakilzadeh sucht für ihre Buchhandlung in der Stadt Lünen am Rand des Ruhrgebiets eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger. Die Lippe Buchhandlung bringt dabei eine besondere Geschichte mit, die in Teheran mit einem Koffer voll Büchern begann. 

Heidi Vakilzadeh vor der Buchhandlung

Heidi Vakilzadehs Mutter Irene erkannte in den 1960er Jahren im Iran die Nachfrage nach deutschen Büchern und suchte von dort den persönlichen Kontakt zu Libri-Gründer Georg Lingenbrink. Ab da begann sie die Bücher erst über das Barsortiment und später auch über die Verlage zu beziehen um diese direkt an Interessierte zu verkaufen. Mit einem Koffer brachte sie den Lesestoff in deutsche Firmen und als zuhause der Platz für die Bücher zu klein wurde, eröffnete sie gemeinsam mit ihren persischen Mann 1965 einen 280 Quadratmeter großen Laden, in dem sie neben Literatur auch klassische Musik und Schreibwaren anboten. Sie führten damit die einzige deutsche Buchhandlung im Iran.

Mit dem politischen Umsturz 1979 wechselte der Standort des Ladens nach Deutschland in das Geschäftshaus "Lippezentrum" direkt gegenüber dem Fluss Lippe, von dem die Buchhandlung ihren Namen hat. Seitdem die Lippe Buchhandlung am 2. August 1980 ihre Türen geöffnet hat, ist Heidi Vakilzadeh Teil des Teams. Als Schülerin half sie nicht nur in den Ferien beim Einräumen der Regale, später schloss sie dann eine Ausbildung zur Buchhändlerin ab. Sie erzählt, mit ihren Eltern habe sie immer gerne zusammengearbeitet und 1995 dann die Buchhandlung übernommen.

Heidi Vakilzadeh mit ihren Eltern

Ein Neuanfang nach einer Erfolgsgeschichte

Jetzt möchte sie ein neues Kapitel beginnen, auch wenn ihr das nach 43 Jahren schwerfällt. "Das ist eine Achterbahn der Gefühle. Ich gehe mit einem lachenden und weinenden Auge, irgendwie auch mit Erleichterung, weil das für mich jetzt ein neuer Abschnitt ist", sagt Vakilzadeh. "Es ist aber auch sehr bewegend, wie die Kunden reagieren."

Die Lippe Buchhandlung ist die letzte verbleibende unabhängige Buchhandlung in Lünen, seitdem 2006 die Märkische Buchhandlung schloss und die Christliche Bücherstube 2019 aufhörte. 2007 kam eine Thalia-Filiale in der Fußgängerzone dazu. Wirtschaftlich stehe es um ihre Buchhandlung gut, verrät Vakilzadeh. Mit 150 Quadratmetern und jahrzehntelanger Veranstaltungserfahrung – unter anderem haben hier schon Rafik Schami und Nina George gelesen – bestehe die passende Ausstattung, um jetzt mit neuen Ideen weiterzumachen

Das kleine Café, dass Heidi Vakilzadeh vor der Pandemie eingerichtet hatte 

Viel Platz für neue Ideen

"Wenn jemand richtig Lust hat, sich kreativ auszutoben, ist hier ein toller Standort", betont Heidi Vakilzadeh. Der direkt anschließende Fluss und die Innenstadtlage ermögliche tolle neue Projekte wie die Integration eines kleinen Cafés, dass sie selbst schon vor Corona einmal kurz ausprobiert habe.

Gekündigt hat sie den Mietvertrag zu Mitte Mai, aber eine weitere Vermietung wäre darüber hinaus noch möglich. Vakilzadeh bietet bei einem Inhaberwechsel ihre Mithilfe und Expertise an. Es sei ihr zu wichtig, dass die Lippe Buchhandlung in gute Hände kommt. "Und wenn ich jemanden finde, bei dem das gut passt und der noch eine gute Buchhändlerin sucht, sage ich nicht nein", lacht Heidi Vakilzadeh.

Bevor die Lippe Buchhandlung schließt, finden noch einige Veranstaltungen statt: Am 13. März um 19:30 ist der Lüner Autor Dirk Husemann zu Gast, am 11. April liest Titus Müller aus seinem Roman "Nachtauge". Vom 17. bis 19. April hält die Buchhandlung jeweils zwischen 11 bis 17 Uhr einen kleinen Abschiedsumtrunk.

 

Weitere Informationen sind über Inserat in der Buchhandlungsbörse verfügbar, die Kontaktdaten sind die Folgenden:  

Lippe Buchhandlung
Münsterstraße 1c
44534 Lünen
02306 / 55 99 8
info@lippebuchhandlung.de