In Saarbrücken wurde zum 13. Mal der Deutsch-Französische Jugendliteraturpreis verliehen. Dieses Jahr geht er an Eva Rottmann für "Fucking fucking schön" sowie an Raphaëlle Calande für "Les mille vies d‘Ismaël". Die feierliche Preisverleihung fand in der Modernen Galerie des Saarlandmuseums statt. Staatssekretärin Jessica Heide und der französische Generalkonsul Jérôme Spinoza überreichten die Preise in der Kategorie erzählendes Jugendbuch und stellten die Gewinnerinnen vor. Jede Preisträgerin erhält 6.000 Euro.
"Sie schreibt über etwas, über das man nicht gerne spricht und bei dem sich Kommunikation doch als unverzichtbar erweist", so die Jury über Rottmanns Titel. In zehn miteinander verwobenen Geschichten folgt man in "Fucking fucking schön" (Jacoby & Stuart) Jugendlichen wie David, Tini, Lou, Mats oder Milad, die erste Erfahrungen mit Liebe und Sexualität machen – oft unbeholfen, manchmal peinlich, aber immer ehrlich. Das Besondere an Rottmanns Werk ist die authentische Darstellung der Gefühlswelt junger Menschen: Nähe, Nervosität, Missverständnisse und befreiendes Lachen. Rottmann schafft es, alltägliche Momente und große Gefühle sprachlich eindrucksvoll zu verbinden, sodass die Leser:innen die Geschichten gedanklich weiterführen und sich mit den Figuren verbunden fühlen. Humor, Feinsinn und ein Gespür für die kleinen Details des Erwachsenwerdens machen das Buch zu einem ungewöhnlich lebendigen Porträt jugendlicher Lebensrealität. "Man merkt Eva Rottmanns dramaturgische Erfahrung, es sind kleine Kammerspiele, die sie inszeniert und mit dem literarischen Prinzip des Reigens kombiniert", so Börsenblatt-Redakteur Stefan Hauck in seiner Laudatio. "Rottmanns Texte sind Gegenentwürfe zu jenen ersten Erfahrungen mit Sexualität, die Jugendliche heute über das Internet machen, Gegenentwürfe zu den eskapistischen spicy Romance-Titeln, ohne stereotype Rollenklischees. Mit großer Empathie versetzt sich die Autorin in ihre Figuren, in Innenperspektiven; in vielen Schreibworkshops hat sie Erfahrungen von Jugendlichen gewonnen und Fragen abgeglichen – vielleicht sind die Geschichten deshalb so nah an der Wirklichkeit. Was nicht verschwiegen werden darf, ist Eva Rottmanns Kunst, Momente großer Nähe wundervoll poetisch zu beschreiben. Und stets hält Rottmann Momente bereit, wo die Leser überlegen müssen: Welche Position teile ich? Wie sehe ich das?"
Eva Rottmann schreibt Theaterstücke und Prosa, entwickelt eigene Performance- und Theaterprojekte, arbeitet als Literaturvermittlerin in Schulklassen und als Lehrbeauftragte an der Zürcher Hochschule der Künste. Für ihre Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreis 2024 für "Kurz vor dem Rand".