Preise der Stiftung Buchkunst

Spektakulär schlichter Siegertitel

3. September 2021
von Börsenblatt

Zum „Schönsten Deutschen Buch“ im Wettbewerbsjahr 2021 wurde ein sehr besonderes Kochbuch gekürt - und bei der Preisverleihung auch die Schöpfer der 25 nominierten Titel gefeiert. Außerdem gab die Stiftung Buchkunst die Förderpreisträger*innen bekannt. 

Der mit 10.000 Euro dotierte »Preis der Stiftung Buchkunst« geht an das Buch »Man kann keine Steine essen« (Prima Publikationen). Das auf Rezepten und Fotografien des japanischen Bildhauers Shinroku Shimokawa basierende Werk entstand in Zusammenarbeit mit den Grafikerinnen Clara Neumann und Christina Schmid.

Shinroku Shimokawa: „Man kann keine Steine essen“
240 Seiten, 32 Euro
Verlag: Prima.Publikationen, Stuttgart und Basel
Gestaltung: Clara Neumann, Christina Schmid
Fotografie: Shinroku Shimokawa
Druck: Offizin Scheufele, Stuttgart
Buchbindung: Buchbinderei Spinner, Ottersweier

Das Künstlerkochbuch verbindet Bildhauerei und Kulinarik; Rezepte sind durchwoben von Erzählungen. Zwei fotografische Bildebenen – Zutaten und Speisen sowie Fotos der künstlerischen Arbeiten – sowie eine unaufgeregte Typografie lasse ein ruhige und spannungsreiche Gesamtkomposition entstehen, die auf leicht durchscheinendes Papier gedruckt und als Schweizer Broschur mit Fadenheftung gebunden wurde. Ein rauer, erdiger Buchumschlag mache das Buch selbst zum Objekt. »Mit unendlich viel Weißraum strahlt das künstlerische Kochbuch große Ruhe aus – quasi ein Zen-Kochbuch. Manchmal ist es eben gerade die gestalterische Zurückhaltung, die besonders besticht!«, so Julia Kahl (Jurymitglied und Chefredakteurin Slanted).

Tatsächlich hat der, der dieses nur scheinbar unscheinbare Kochbuch aufblättert, sogleich das Gefühl, dass sich hier Kulinarik und Skulptur aufs Überzeugendste treffen: Die den Blick aufs Wesentliche lenkenden Fotografien führen die reduziert, fast meditativ angerichteten Speisen als dreidimensionale Objekte vor. Mancher mag sich erinnert fühlen an den Wirt des Leipziger Restaurants Chinabrenner, Thomas Wrobel. Der Künstler erklärte, als er vor Jahren den während der Leipziger Buchmesse traditionell dort feiernden Indie-Verlagen sein Konzept vorstellte: "Ich führe den Chinabrenner nicht als Restaurant, sondern als eine soziale Skulptur." Keiner wusste natürlich, wie das gemeint sein könnte (vielleicht auch Wrobel nicht), aber alle nickten verständig und nahmen aus dem Abend die Ahnung mit, dass zwischen Bildhauerei und Kochkunst wohl eine bisher unbekannte Verwandtschaft besteht. Seite für Seite deckt jetzt Shimokawas Siegertitel das Geheimnis auf.

Manchmal ist es eben gerade die gestalterische Zurückhaltung, die besonders besticht!

Julia Kahl, Jurorin

Eine vierköpfige Jury wählte das Buch aus den 25 »Schönsten Deutschen Büchern«, die die Stiftung Buchkunst im Juni bekannt gegeben hat. Im Rahmen der Preisverleihung wurden auch deren Buchgestalter*innen, Hersteller*innen und Verleger*innen gefeiert.

Darüber hinaus würdigte die Stiftung Buchkunst die Gewinner*innen der »Förderpreise für junge Buchgestaltung«. Die mit je 2.000 Euro dotierten Preise gingen an

  • Virginie Calvet und Felix Hunger (»Zwischen Euphrat und Tigris«)
  • Alissa Verj und Suki Su (»Culture Switch«)
  • Kristina Hilse (»Eine Sammlung zu Margaret Atwoods The Handmaid‘s Tale«).

Für den Wettbewerb eingereicht wurden 633 Titel, 23 Juror*innen entschieden über die 25 »Schönsten Deutschen Bücher«, aus 170 Einsendungen gingen die drei Gewinnertitel für die »Förderpreise für junge Buchgestaltung« hervor.

Aufgrund der aktuellen Lage konnte die Preisverleihung in diesem Jahr erneut nur in reduziertem Umfang stattfinden: Katharina Hesse, Geschäftsführerin der Stiftung Buchkunst, und Joachim Unseld, Verleger der FVA und Vorstandsvorsitzender der Stiftung, vergaben den Preis an Christina Schmid und Clara Neumann. Der Siegertitel wurde für die Preisträger*innen und einen kleinen Kreis an Ehrengästen mittels einer Überraschungstorte enthüllt. Joachim Unseld gab sich im Rahmen seiner Begrüßungsrede hoffnungsvoll: „Auch 2021 führen wir wieder eine physische, wenn auch kleine Preisverleihung durch, um das besondere Augenmerk auf die Buchgestaltung als Handwerk und Kunst zu richten und somit die gestalterische Reflexion zu fördern, wie sie sich im Gebrauchsgut Buch spiegelt.“

Über die Trends der Gestaltung kann man sich im neuen Katalog der »Schönsten Deutschen Bücher« informieren (ISBN 978-3-9822108-0-3)

Über die Auszeichnungen

Im Wettbewerb der »Schönsten Deutschen Bücher« wählen zwei Expert*innenjurys in einem aufwändigen Verfahren die 25 schönsten Bücher des Jahres aus. Die 25 ausgewählten Bücher sind vorbildlich in Gestaltung, Konzeption und Verarbeitung und zeigen eine große Bandbreite gestalterischer und herstellerischer Möglichkeiten. Die prämierten Bücher zeigen wichtige Trends und Strömungen der deutschen Buchproduktion. In jeder der fünf Kategorien »Allgemeine Literatur«, »Wissenschaftliche Bücher, Fachbücher, Schul- und Lehrbücher«, »Ratgeber, Sachbücher«, »Kunstbücher, Fotobücher, Ausste lungskataloge« und »Kinderbücher, Jugendbücher« gibt es fünf Preisträger.

Die prämierten Titel sind gleichzeitig für den mit 10.000 Euro dotierten »Preis der Stiftung Buchkunst« nominiert, der für das allerschönste deutsche Buch vergeben wird.

Der »Förderpreis für junge Buchgestaltung« möchte außergewöhnliche, zukunftsweisende Ideen zu gedruckten Büchern oder hybriden Buchformen sichtbar machen. Hier steht nicht die technische Perfektion, sondern die Idee im Vordergrund. Im Wettbewerb »Förderpreis für junge Buchgestaltung« werden von einer aus Gestaltern und Hochschulexperten besetzten Jury drei mit je 2.000 Euro dotierte Gewinnertitel ausgewählt.

Alle  Preisgelder wurden von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters, gestiftet.

Die prämierten Bücher werden als Wanderausstellung an zahlreichen Orten im In- und Ausland zu sehen sein. Alle Termine auf der Website der Stiftung Buchkunst. Eine Dauerausstellung der 25 prämierten Bücher ist ganzjährig im Foyer des Frankfurter Haus des Buches, dem Sitz des Börsenvereins und von MVB, zu sehen.

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