Bücher sind Zufluchtsorte, »Lesen kann retten«, schreiben Sie. Heute immer noch?
Ja, oft. Lesen hat mich als Kind gerettet, da es einem zeigt, dass man nicht allein ist. Manche Bücher gaben meinen Gefühlen eine Sprache, als ich noch keine hatte, und wurden ein Zuhause für mich. Lesen hat in seiner Ent-
schleunigung auch etwas Ablenkendes, Geduldiges, man muss sich konzentrieren – und kommt zur Ruhe. Ich merke zum Beispiel, dass ich nach meiner Auszeit zu früh wieder in die Öffentlichkeit gegangen bin und damit einfach nicht so gut umgehen kann; ich habe jetzt auch schon wieder größere Interviews abgesagt. Da saß ich dann und dachte: »Mein Gott, wieso willst du immer etwas, was du dann nicht aushältst?« In dieser Stimmung las ich Maya Angelou. Mein ruheloser Geist hatte für ein paar Stunden eine Heimat gefunden und geschwiegen, hat sich in eine fremde Welt vertieft, sich mit anderen Themen und Gedanken beschäftigt – wie könnte das nicht tröstlich sein?