Corona-Krise

Außerordentliches geleistet

3. September 2020
von Börsenblatt

Die Corona-Krise ist noch lange nicht vorbei, meint Alexander Skipis vom Börsenverein. Für die Buchbranche kommt es aus seiner Sicht jetzt darauf an, Inhalte zu den existenziellen Fragen der Gesellschaft anzubieten.

Zurück zur Normalität? Niemals. Die Corona-Krise hat uns alle schwer gebeutelt, keine Frage. Sie hat aber auch das unglaubliche Potenzial an Kreativität in unserer Branche aufgezeigt und mobilisiert. Wir erinnern uns, wie Buchhändlerinnen und Buchhändler mit großer Findigkeit Wege gefunden haben, doch noch ihr Geschäft wenigstens teilweise zu betreiben, sogar Neukunden zu gewinnen und sie davon zu überzeugen, dass eine Buchhandlung nicht nur ein physischer Ort ist, sondern auch eine digitale Plattform, über die das gesamte Buchrepertoire dem Kunden binnen eines Tages zur Verfügung steht. Auch die Verlegerinnen und Verleger haben ihre Arbeit nicht eingestellt, sondern mit ihren Büchern die Wertschöpfungskette aufrechterhalten und mit ihren Themen die Gesellschaft bereichert. Und noch eines hat die Krise gezeigt: Die Nachfrage nach Büchern ist ungebrochen, das Buch ist fest in der Gesellschaft verankert. Denn unsere Branche erzeugt damit einen hohen Nutzen für die Menschen und die Gesellschaft.

Die Krise ist allerdings noch lange nicht vorbei. Die Pandemie wird uns noch Jahre beschäftigen, wir müssen uns darauf einstellen und handeln. Schon deshalb müssen wir den entstandenen Schwung erhalten.

Das ist dann die neue Normalität. Wir müssen unsere digitalen Stärken ausbauen, die Kundenakquise vor dem Hintergrund der gemachten Erfahrungen vertiefen und mit unseren Inhalten beweisen, dass die Buchbranche einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen einer freien und vielfältigen demokratischen Gesellschaft leistet. Es ist längst an der Zeit, jetzt die existenziellen Fragen der Gesellschaft, die diese Krise sichtbarer denn je gemacht hat, zu diskutieren und Themen zu platzieren.

Dabei muss es um Fragen gehen wie: Sind Globalisierung und Kapitalismus noch adäquate Strategien für eine post­industrielle Gesellschaft (Alain Touraine)? Stimmen sie mit unseren Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit überein? Wie kann in diesem Kontext dem Schutz unserer Umwelt und nachhaltigem Wirtschaften mehr Geltung verliehen werden? Wie können wir soziale Ungerechtigkeit bekämpfen, und was für eine Bedeutung haben systemrelevante Berufe als tragende Säulen unseres Zusammenlebens, wenn gefeierte »Helden«, sprich das medizinische Personal und allen voran die Pflegekräfte, so schnell wieder in Vergessenheit geraten?

Die Krise hat uns gezeigt, dass wir den Wertekompass unserer Gesellschaft neu justieren müssen. Es ist die Aufgabe von uns als Branche, diesen Prozess mit Büchern und Debatten anzuregen und zu begleiten.

Auch Ihr Verband ändert sich. Von heute auf morgen sind fast alle Kolleg*innen der Börsenvereinsgruppe ins Homeoffice gegangen. Das hat, zum Teil mit geringen Anlaufschwierigkeiten, hervorragend geklappt. Die Erfahrungen, die wir damit gemacht haben, sind durchweg sehr gut, die Effizienz konnte weiter gesteigert werden. Das bedeutet, dass wir vor diesem Hintergrund an einem Konzept arbeiten, wie die Kombination aus Homeoffice und Präsenzzeit im Büro künftig gestaltet wird. Wir bieten damit sehr flexible Arbeitsplätze an, steigern unsere Leistungsfähigkeit und sparen durch die Reduzierung von Büroflächen Kosten ein. Darüber hinaus wollen wir die weitere Digitalisierung unserer Branche nach Kräften unterstützen. Neben allen anderen sehe ich hier einen weiteren Schwerpunkt unserer Arbeit. Unsere Branche hat Außer­ordentliches in der Krise geleistet. Lassen Sie uns da weiter­machen.

Eines hat die Krise gezeigt: Das Buch ist fest in der Gesellschaft verankert.

Alexander Skipis