Heiner Riethmüller zum Siebzigsten

Lieber Heiner, lass es krachen!

14. Oktober 2025
Karin Schmidt-Friderichs

Wenn er Geburtstag hat, feiert oft die ganze Branche mit: Heinrich Riethmüller, ehemaliger Vorsteher des Börsenvereins, wird am heutigen Dienstag (14. Oktober) 70 Jahre alt. Ein Glückwunsch der noch amtierenden Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs.

Heinrich Riethmüller und Karin Schmidt-Friderichs

Zwei, die sich gut verstehen: Heinrich Riethmüller und Karin Schmidt-Friderichs

Wenn am heutigen Dienstag zirka 2.000 Menschen ins Congress Centrum auf dem Frankfurter Messegelände strömen, dann meinen diese, sie kämen zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse. Sie meinen, sie feiern das wohl weltweit wichtigste Kultur-Event rund ums Buch und sie heißen das diesjährige Gastland, die Philippinen, herzlich willkommen. Das ist nicht falsch – und doch auch nicht alles: sie kommen nämlich auch, um Heinrich (Heiner) Riethmüller zum siebzigsten Geburtstag zu gratulieren, auch wenn das manchen (noch!) nicht bewusst sein mag.

Wenn er seinen Gewohnheiten treu bleibt, wird er an dem Tag im Hotel Nizza eingecheckt haben und sich zeitig auf den Weg machen. Er wird sich auf Wiedersehen freuen und viele Glückwünsche entgegennehmen.

Uneitel, im Dienst der Sache

Auf über 400 Jahre Familientradition im Zeichen des Buches blickt der Tübinger Buchhändler zurück – und selbst wenn in seinem Geburtsjahr 1955 die Buchmesse einen Tag vor dem 14. Oktober endete, so hat er oft gar nicht anders gekonnt, als seinen Geburtstag mit den Menschen zu feiern, die ihm Freundeskreis und Familie gleichermaßen waren: den Buchmenschen.

Heiner Riethmüller wurde in die Welt der Bücher geboren – und hat sie entscheidend mitgeprägt. Über zwanzig Jahre lang engagierte er sich ehrenamtlich im Börsenverein, zuletzt von 2013 bis 2019 als Vorsteher. Immer zum Wohle des Ganzen, immer engagiert und vermittelnd, zugewandt und zuhörend, um Fairness bemüht und mit menschlicher Grandezza ohne je abgehoben oder gar elitär zu wirken. Dabei gebildet und reflektierend, dialektisch und tolerant, großzügig und großartig (letzteres würde er jetzt wahrscheinlich streichen – ich schreibe es dennoch!)

Heinrich Riethmüller engagierte sich uneitel und im Dienst der Sache. Demütig der Aufgabe gegenüber und zupackend. Zurückhaltend, was ihn selbst betrifft, mutig, wo es um die Sache geht.

Dankbar, von ihm zu lernen

Einige Monate lang habe ich ihn geshadowt. Ich war zu seiner Nachfolgerin gewählt und hatte vier Monate Zeit, von ihm zu lernen – und da gab es viel, was man von ihm lernen konnte: Ruhe bewahren, vor allem dann, wenn es rund geht. Das große Ganze im Blick behalten. Überparteilichkeit im Sinne von spartenneutral agieren. Souveränität und Gelassenheit.

Ich saß im Saal bei allen Veranstaltungen, bei denen er im Rahmen seiner letzten Buchmesse 2019 Reden hielt und Grußworte. Ich schrieb eine "Gebrauchsanweisung für das Vorsteheramt" und war dankbar, von ihm lernen zu dürfen.

Dann kam Corona, die Ehrenmitgliedschaft durfte ich ihm erst mit zwei Jahren Verspätung verleihen, wir hatten aber einen heiteren Abend im Sommer seines ersten Nicht-mehr-Vorsteher-Jahres bei uns im Garten zusammen. Ich hatte mit Ratschlägen und Feedback zu meiner Art der Amtsführung gerechnet, aber da kannte ich ihn schlecht: Heiner Riethmüller übernimmt Verantwortung vom ersten bis zum letzten Moment, dann aber lässt er los – und überlässt anderen das Feld: Im Börsenverein, in seinen Buchhandlungen, vielleicht auch irgendwann in der SPD in Tübingen. Aber bevor es so weit ist, setzt er auch hier Maßstäbe, ist auch hier Vorbild. Denn mit seinem politischen Engagement hat er sich noch mal neu erfunden. Wieder ehrenamtlich. Wieder ganz im Dienst der Sache im Ausschuss für Kultur, Bildung und Soziales sowie im Ausschuss für Planung, Verkehr und Stadtentwicklung. Und wieder lerne ich von ihm!

 

Heiner Riethmüller übernimmt Verantwortung vom ersten bis zum letzten Moment, dann aber lässt er los – und überlässt 
anderen das Feld.

Karin Schmidt-Friderichs

Lieber Heiner,
ich bin dankbar, in dir ein Vorbild zu haben – deutlich über das Vorsteheramt hinaus!

Und dankbar für das, was uns verbindet:

  • das Glück, der schönsten Branche der Welt nicht nur anzugehören, sondern sie auch mit gestaltet zu haben.
  • Im Buchmessenmonat Oktober Geburtstag zu feiern und damit alle paar Jahre umgeben von Buchmenschen! Lass es krachen!
  • Und last but not least das wichtigste: eine Partnerin in deinem und einen Partner in meinem Fall an der Seite zu wissen, die/der nicht nur die Liebe zum Buch teilt, sondern bedingungslos zu einem steht – und das, was am Älterwerden nicht nur zum Feiern ist halb so wild sein lässt!

Ich wünsche dir, dass du immer wieder neue Kapitel aufschlägst – und mitschreibst! Dass du weiter gestaltend wirken kannst. Und dort, wo das nicht geht, Gelassenheit und Heiterkeit deine Tage bestimmen. Ich hoffe, dich heute Abend feste umarmen zu dürfen!

Deine Karin