Regionalbuchtage 2020

Praxistipps für digitale Veranstaltungen

14. August 2020
von Sabine Cronau

Vom 15. bis zum 30. September finden die Regionalbuchtage 2020 statt. Gefeiert wird diesmal vor allem virtuell. Praxistipps für Verlage und Buchhandlungen – und Bedingungen für einen gut gefüllten Fördertopf. 

Regional heißt diesmal in vielen Fällen: digional

In der Corona-Krise erkunden viele Menschen die Region vor ihrer Haustür: Verlage und Buchhandlungen haben in diesem Jahr also noch einen guten Grund mehr, bei den Regionalbuchtagen mitzumachen und eine Bühne für Bücher und Autoren aus der Region zu bauen. Die Beschränkungen durch die Pandemie bedeuten allerdings auch: Das Programm wird in erster Linie digital gestaltet. Wie kann man die Reich­weite virtueller Veranstaltungen steigern? Und wie lassen sich technische Probleme lösen? Das sind die Fragen, die sich für Jürgen Kron, Sprecher der Interessengruppe Regionalia im Börsenverein, derzeit in vielen Verlagen und Buchhandlungen stellen. Im Webinar "Buch & Spreewaldgurke" am 31. Juli (zur Aufzeichnung geht es hier) hat die IG Regionalia deshalb Praxistipps rund um die digitalen Regionalbuchtage 2020 gesammelt. Hier eine Zusammenfassung.

Auch in diesem Jahr wollen wir die Regionalbuchtage feiern - durch die Corona-Krise vor allem digital. Gelder für den Ankauf von Technik stehen zur Verfügung.

Jürgen Kron, Sprecher der IG Regionalia im Börsenverein

Vom Bund gibt es bis zu 2.000 Euro

Die Regionalbuchtage werden, wie bereits 2019, vom Bundes­ministerium des Innern, für Bau und Heimat unterstützt. Das heißt konkret: Der Bund fördert insgesamt 16 Veranstaltungen mit bis zu 2.000 Euro – unter folgenden Bedingungen:

  • Die Aktion muss digital stattfinden.
  • Für das Publikum ist das Angebot kostenfrei.
  • Die Veranstaltung greift das Thema 30 Jahre deutsche Einheit auf und passt damit zum Motto "Einheit durch Vielfalt", das im dreißigsten Jahr der Wiedervereinigung Debatten und Themen rund um die deutsche Einheit in den Vordergrund rückt. 

Börsenvereinsmitglieder, die sich um den Fördertopf bewerben wollen, können sich an Anke Simon (simon@boev.de) und Birgit Koch (koch@boev.de) wenden. Honorare, Technik oder Support: Gefördert wird, was die jeweiligen Veranstalter brauchen. 

Best-Practice-Ideen der Kolleg*innen

Perfekt zum Thema Einheit passen beispielsweise Veranstaltungen, bei denen Autor*innen oder regionale Prominenz aus Ost und West per Videokonferenz von ihren Erfahrungen berichten und aus ihren Werken lesen – ob im Tandem oder als Quartett. Pläne und Ideen gibt es schon:

  • Der Worms Verlag etwa, der sich seit Jahren mit acht bis zehn Veranstaltungen bei den Regionalbuchtagen engagiert, will die Städtepartnerschaft zwischen Worms und Bautzen nutzen – und Autoren und Verlage aus beiden Städten digital zusammenbringen. Für Vertriebsleiter Berthold Röth eine Idee, die sich in vielen Städten aufgreifen und abwandeln lässt und bei der man sich zudem noch mit Verlagskolleg*innen aus anderen Regionen vernetzen kann.
  • Annette Sievers, Verlegerin des pmv Peter Meyer Verlags und stellvertretende Sprecherin der IG Regionalia, bereitet ein Video mit einer Autorin vor, die im Harz den alten Grenzstreifen zwischen Ost und West entlangwandert. Der Film soll als Einspieler eine Liveveranstaltung im Rahmen der Regionalbuchtage begleiten – und bietet die Sicherheit, dass dieser Programmpunkt reibungslos über die (digitale) Bühne geht.

Viele haben dieses Jahr (notgedrungen) erlebt, wie schön die Heimat sein kann. Das in Aktionen umzusetzen, ist eine große Chance.

Annette Sievers, stellvertretende Sprecherin der IG Regionalia

Digital funktioniert anders als analog

Liveangebot und Aufzeichnung miteinander zu verbinden: Das ist für Roland Große Holtforth, Geschäftsführer der Berliner Agentur Literaturtest, ein guter Weg, um virtuelle Aktionen erfolgreich zu machen. Der Sprecher der IG Digital im Börsenverein hat für die Kolleg*innen der IG Regionalia einen Leitfaden zur Umsetzung digitaler Veranstaltungsformate erarbeitet (Download am Ende des Artikels), mit verschiedenen Modellen für "hybride" Aktionen.

Auch für Nach-Corona-Zeiten gilt: Digitale Formate erschließen "das zweite Publikum" – alle, die gerne teilnehmen möchten, aber nicht an den Veranstaltungsort kommen können, etwa weil sie schlicht kein Ticket mehr bekommen haben. Große Holtforths Rat im Webinar "Buch & Spreewaldgurke": sich bei digitalen Veranstaltungen von der klassischen einstündigen Lesung zu lösen – und auf kleinere Slots von 20 Minuten zu setzen. Ebenfalls wichtig: Interaktion mit dem Publikum, das kommentieren oder nachfragen kann.  

Partnerschaften für mehr Reichweite

Partner für Veranstaltungen zu suchen, von der Volkshochschule bis zum Kino: Das beherzigen viele Buchhändler*innen bereits bei analogen Aktionen. Kooperationen sind aber auch für digitale Angebote wichtig: "Suchen Sie sich Partner, die ebenfalls für die Region stehen und über deren Kanäle Sie möglichst viele Menschen erreichen können", empfiehlt Große Holtforth.

Darauf setzen auch die Regionalbuchtage als Gesamtpaket: Sie kooperieren, wie im Vorjahr, mit dem Tag der Regionen, dem Aktionstag der Regionalbewegung am 4. Oktober. Auf der Website www.tag-der-regionen.de/aktionen können Veranstaltungen der Regionalbuchtage kostenlos eingetragen werden – und so andere Zielgruppen erreichen. Nach dem Motto "Buchhandlung trifft Hofladen" eröffnen sich zudem ganz neue Kooperationsideen auf regionaler Ebene. 

Werden Veranstaltungen "hybrid" oder "online pur" konzipiert, ist sicher: Sie finden in jedem Fall statt, auch wenn die Pandemie kein oder kaum Publikum zulässt. 

Roland Große Holtforth, Agentur LIteraturtest, im Leitfaden der IG Regionalia

Inhalte auf vielen Kanälen verwerten

In digitalen Events entstehen wertvolle Inhalte. Videos, Audiodateien oder Bilder können (Genehmigung der Teilnehmenden vorausgesetzt) live und im Nachgang vielfach genutzt werden, auf der Verlagswebsite, im Newsletter, in Social-Media-Kanälen, in Werbemitteln.

Und auch der Büchertisch lässt sich virtuell nachbauen: Ein Link zum eigenen Webshop reicht – und schon hat der Kunde das vorgestellte Buch im Warenkorb. 

Technikempfehlungen: Leitfaden der IG Regionalia

Welche Formate eignen sich? Welche Technik ist nötig? Handfeste Empfehlungen (bis hin zu geeigneten Videokameras und den entsprechenden Preisen) bietet, wie oben erwähnt, ein Leitfaden zur Umsetzung digitaler Veranstaltungsformate, den die Berliner Agentur Literaturtest entwickelt hat. Der Digital-Leitfaden ist für die Regionalbuchtage 2020 erstellt worden – aber ebenso für jede andere virtuelle Aktion hilfreich. Und natürlich kann und soll es bei den Regionalbuchtagen auch analoge Angebote geben.