Welche Rolle spielt die Kultur im Krieg? Friedenspreisträger Serhij Zhadan war jetzt zu Gast im EU-Ausschuss für Kultur und Bildung. Er sprach mit den Europa-Parlamentariern über russische Gräueltaten, aber auch darüber, was nach dem Krieg kommt.
Serhij Zhadan im Gespräch mit Mariya Gabriel, EU-Kommissarin für Kultur und Bildung, und EU-Parlamentarierin Sabine Verheyen (rechts)
Wir wollen eine bessere Welt aufbauen, in der unsere Kinder nicht im Untergrund leben müssen.
Serhij Zhadan, ukrainischer Schriftsteller und Friedenspreisträger 2022
Am 30. November sprach Friedenpreisträger Serhij Zhadan auf Einladung der Vorsitzenden, Sabine Verheyen (MdEP) vor dem Ausschuss für Kultur und Bildung im Europäischen Parlament. In einer bewegenden Rede erinnerte er die Zuhörer:innen an die Gräueltaten in seinem Land.
Auch den Mord an dem ukrainischen Kinderbuchautor und Dichter Volodymyr Vakulenko, dessen Tod durch ein DNA-Gutachten bestätigt wurde und dessen Leichnam von den russischen Soldaten in einem Massengrab verscharrt wurde, kam zur Sprache (mehr dazu hier). „Stimmen, die sich gegen die russische Invasion der besetzten Gebiete wenden, sind meist die ersten Ziele der Besatzer“, so Zhadan.
Wir haben das Recht, wir selbst zu sein und unsere kulturelle Identität zu verteidigen.
Serhij Zhadan
Zhadan sprach auch und vor allem über die Zukunft und die Rolle, die die Kultur beim Wiederaufbau des Landes spielen wird und muss, und darüber, dass es eine gemeinsame Pflicht sei, der ukrainischen Kultur beim Wiederaufbau zu helfen: "Literatur, Kultur, Kunst sind lebenswichtig für unsere Selbstwahrnehmung. Wir haben das Recht, wir selbst zu sein und unsere kulturelle Identität zu verteidigen", so Zhadan: "Nach dem Krieg werden wir wieder Zeit haben über Kultur zu sprechen. In den Liedern, Büchern, Kinos und Theatern werden wir Antworten zu den vielen Fragen zum Krieg bekommen. Es werden unterschiedliche Sichtweisen sein, das ist in Ordnung. Denn es ist wichtig, verschiedene Sichtweisen zu sehen – aber dann auch ehrliche Diskussionen zu führen."
Im Sitzungssaal: Serhij Zhadan mit den beiden Europa-Parlamentarierinnen Michaela Šojdrová und Sabine Verheyen - sowie mit Natalia Anoshyna und Kateryna Bilotil von der Botschaft der Ukraine
Am Rande der Sitzung fanden Begegnungen mit der Kommissarin für Kultur und Bildung, Mariya Gabriel, sowie der Gesandten der Ukraine im Königreich Belgien und Großherzogtum Luxemburg, Natalia Anoshyna, statt.
