Bedeutender Lyriker und Essayist

Adam Zagajewski ist tot

22. März 2021
von Börsenblatt

Der polnische Autor Adam Zagajewski ist am 21. März im Alter von 75 Jahren gestorben. Das teilte sein deutscher Verlag, Hanser, mit.

Adam Zagajewski wurde am 21. Juni 1945 in Lwów geboren und wuchs in Gliwice und Krakau auf. Seit 1967 war er Redaktionsmitglied verschiedener literarischer Zeitschriften und veröffentlichte Lyrik Essays und einen Roman, ehe er 1976 wegen seines politischen Engagements zeitweilig Veröffentlichungsverbot erhielt. Ab 1982 lebte er zwanzig Jahre als Emigrant in Paris und arbeitete für die polnischsprachige Literaturzeitschrift "Zeszyty Literackie". Seit 2007 lehrte er an der University of Chicago und schrieb regelmäßig auch für deutsche Literaturzeitschriften wie "Sinn und Form" und "Akzente".

Zuletzt lebte Adam Zagajewski mit seiner Frau in Krakau.

Zagajewki wurde vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem Horst-Boeneck-Preis, den Eichendorff-Literaturpreis und dem Heinrich-Mann-Preis. 2019 wurde er mit dem Orden "Pour le Mérite" für Wissenschaften und Künste ausgezeichnet. Darüber hinaus war er Mitglied des polnischen Schriftstellerverbandes, des PEN, der Berliner Akademie der Künste und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. 2019 wurde er außerdem als auswärtiges Ehrenmitglied in die Academy of Arts and Letters gewählt.

 

"Adam Zagajewski ist ein welterfahrener Europäer"

2015 schrieb die Jury des Heinrich-Mann-Preises: „Adam Zagajewski welterfahrener Europäer, vielsprachig, traditionsbewusst, Freund der deutschen und französischen, der amerikanischen und russischen Dichtung zählt zu den renommiertesten Autoren seines Landes. Seine Gedichte, Erzählungen und Essays haben einen unverwechselbaren Ton, einen Ton der Sehnsucht und der Resonanz, in dem Wahrnehmung und Erinnerung, Außenwelt und Innenwelt lange nachhallen. Zwei Melodien gleichsam, ein trauriges Dur und ein heiteres Moll, zwei Welten, die sich suchen und in den besten Augenblicken auch finden. Und in allem Nachdenklichkeit, aus der das Verlangen nach Verstehen spricht.

In Zagajewskis Werk begegnen sich, ähnlich wie bei Czesław Miłosz, Poetisches, Philosophisches und Theologisches. Das eine als Erleuchtung des Bewusstseins in der Sprache der Anschauung, das andere als Erhellung des Bewusstseins in der Sprache des Denkens, das dritte als metaphysische Unruhe und Transzendenzbedürfnis. Wer sich dem Meditativen seiner Verse, dem Elegischen der Prosa, dem moralischen Ernst seiner Gedanken hingibt, macht die Erfahrung, dass dieser warmherzige, skeptische, humorvolle und selbstironische Autor nicht nur behutsam nach dem Sinn der Welt fragt, sondern den Sinn der Welt genauso behutsam beglaubigt. Zagajewski ist ein Dichter der Einfühlung … Er ist ein Dichter, der das Sein im Ganzen fühlbar macht."

Adam Zagajewski erscheint in Deutschland beim Carl Hanser Verlag. Am 19. April erscheint ein Essayband „Poesie für Anfänger“. Zuletzt erschienen „Die Poesie hängt die weiße Flagge aus“ bei (Mohr Siebeck, 2018) und „Asymmetrie“ (Carl Hanser, 2017).