Das Lieblingsbuch der Buchhändler:innen steht fest

Dreiviertel der Zuschauer in der Centre Stage in Halle 4.1 sind, als Moderatorin Wibke Ladwig ("einmal die Hände kurz hoch") fragt, Buchhändler.innen: Die Branche ist da. Als "kompetenteste Jury, die es gibt, die ohne KI und Textanalyse entscheidet", bezeichnete die Kölner Buchhändlerin Dorothee Junck das Auswahlverfahren.

Sven Lehmann (Bündnis 90/Die Grünen), Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Medien im Bundestag, dankte seiner Lieblingsbuchhändlerin, dass er vor diesem Auditorium sprechen dürfe. Er dankte allen Buchhändlerinnen für die große Arbeit, die sie täglich leisteten, für die liebevoll kuratierte Auswahl in den Schaufenstern, er dankte ebenso den literarischen Übersetzer:innen, ohne die wir gar keine Kenntnis der literarischen Schätze hätten. "Als Buchhändler:innen tragen Sie erheblich dazu bei, dass die Innenstädte lebendig sind", so Lehmann. Gerade bei den Weihnachtseinkäufen müsse man diese Orte der Begegnung und des Austauschs unterstützen und alle müssten sich dafür einsetzen, dass die Buchpreisbindung unbedingt bleibt - großer Applaus nach dieser Rede aus dem Publikum.

Über den vielbeachteten Roman "Lázár" sprach der Autor mit Adam Soboczynski am Stand der Zeit, auf "seiner ersten Buchmesse überhaupt". Biedermann berichtet vom Schreibprozess an seinem Debüt - und mit welchen Büchern er sich auf das Schreiben des Romans vorbereitet hat und wie er sie im Roman verarbeitet hat. Das Video ist hier verfügbar.

Rund 250 Titel hatten unabhängige Buchhandlungen für die Wahl eingereicht. Fünf Bücher hatten die meisten Stimmen erhalten:

• Buchhändlerin Nicola Bräunling aus Puchheim stellte Nelio Biedermanns Roman "Lázár" (Rowohlt) vor, "der knapp 200 Jahre ungarische Geschichte erzählt –und keine einzige Seite ist langweilig!" Biedermann schreibe in einer lockeren, humorvollen Sprache, "ein Sog, der einen nicht loslässt."
• In den ersten Satz habe sie sich sofort verliebt, das Buch hatte mich sofort", so Buchhändlerin Kathrin Wellmann aus Wardenburg über Beatrix Gerstberger: "Die Hummerfrauen" (dtv). Man erfahre sehr viel über Neuanfang, es gebe ungemein berührende Beschreibungen der Haupt- wie der Nebenfiguren.
• Es gebe Bücher, die seien sehr kuschelig, andere, da möchte man gar nicht drin sein, "man riecht den Kiefernduft. hört das Lagerfeuer", begeisterten sich Sabine und Ute Gartmann von der Schatulle in Osterholz-Scharmbek über Liz Moore: "Der Gott des Waldes" (aus dem Englischen von Cornelius Hartz, C.H. Beck).
• Gaea Schoeters: "Das Geschenk" (aus dem Niederländischen von Lisa Mensing, Zsolnay) sei "die beste Politsatire, der beste Gesellschaftsroman, der beste – ach, einfach der beste Roman des Jahres", meinte der Hamburger Buchhändler Daniel Hagemann, der seine Fingernägel farblich passend zum Cover lackiert hatte.
• Takis Würgers "Für Polina" (Diogenes) sei ein Buch "über Musik, Freundschaft, manchmal schräge Menschen, es wird nicht alles gut, aber es ist einfach toll", warb die die Mühlhausener Buchhändlerin Heike Strecker. Und fügte hinzu: "Das ist ja mein Patenbuch, und wie das so manchmal ist - Patenkinder müssen ja auch mal ihre Patentanten besuchen!" lud Strecker spontan Takis Würger nach Mühlhausen ein – allgemeine Erheiterung im Auditorium.

Die Auszeichnung wird seit 2015 vergeben. Zuletzt wurden "Pi mal Daumen" von Alina Bronsky, "22 Bahnen" von Caroline Wahl, "Eine Frage der Chemie" von Bonnie Garmus sowie Ewald Arenz' Roman "Der große Sommer" zum "Lieblingsbuch der Unabhängigen" gekürt. Das "Lieblingsbuch der Unabhängigen" zeichnet sich dadurch aus, dass es von den Buchhändler:innen sowohl gern gelesen als auch gern empfohlen wird.

Das "Lieblingsbuch der Unabhängigen" wird auch im Rahmen der diesjährigen "Woche unabhängiger Buchhandlungen" gefeiert. Die bundesweite Aktionswoche findet vom 1. bis 8. November 2025 statt. Rund 1000 inhabergeführte Buchhandlungen laden in dieser Zeit zu Lesungen, Signierstunden, Buchempfehlungsabenden, Kinderveranstaltungen, Konzerten und vielen weiteren Events ein.