Crowdfunding gegen Insolvenz

"Die Hilfe hat uns sehr gerührt"

9. Dezember 2025
Stefan Hauck

In Saarbrücken ist er eine Institution, am 6. Dezember setzte er einen Hilferuf ab: Der Buchladen im Nauwieser Viertel startete eine Crowdfunding-Aktion, um eine Insolvenz zu verhindern. Mithilfe treuer Stammkunden scheint bereits am 9. Dezember das drohende Aus abgewendet.

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Ein Teil des engagierten buchladen- Teams (von links): Frank Peters, Lis Osch, Janne Oeser und Siggi Höller

Der noch im vergangenen Jahr als "besonders herausragende Buchhandlung" mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnete Laden wollte bis 3. Februar 28.000 Euro per Crowdfunding sammeln: "Wir müssen es ganz klar sagen: Können wir das Ruder im Dezember nicht mehr rumreißen, droht uns die Insolvenz." Ende Oktober stellte sich heraus, dass der Laden überschuldet gewesen sei, "wir mussten Sofortmaßnahmen einleiten", sagt Frank Peters

Die allgemeine wirtschaftliche Lage treffe auch die kleineren Strukturen im herstellenden wie im verbreitenden Buchhandel, "in denen bei niedrigen Handelsspannen schon fast traditionell prekär gewirtschaftet und rücklagenfrei gearbeitet wird". Für den Buchladen im Nauwieser Viertel besonders relevant sind "Einsparungen bei bestellenden Institutionen, ein rückläufiges Schulbuchgeschäft – im Saarland durch Losverfahren eine sprichwörtliche Lotterie – , Rückgang der Umsätze im Ladengeschäft, Kostensteigerungen bei Lieferanten, Regulierungs- und Verwaltungsvorschriften - und natürlich auch die Konkurrenz im Internet."  Bereits im November hat der Buchladen "offen kommuniziert,  wie es um uns steht, dann kam die Idee mit dem Crowdfunding. Vor allem unsere jüngeren Mitarbeiterinnen haben jetzt über Social-Media-Kanäle wie Instagram und Facebook informiert", sagt Frank Peters.

31.000 Euro in vier Tagen

Vier Tage nach dem Aufruf, am Vormittag des 9. Dezember, sind bereits 31.000 Euro eingegangen. 545 Menschen haben gespendet, durchschnittlich 56 Euro – "sowohl Stammkunden als auch Namen, die uns unbekannt sind. Der Buchladen bedeutet vielen Menschen hier etwas", erläutert Peters, "es ist nicht allein Buchhandlung, sondern eben auch ein Treffpunkt, mal um eine schwere Einkaufstasche abzustellen, mal um einen Kaffee zu trinken, zu reden und zu stöbern." Damit ist die drohende Insolvenz abgewendet. "Mit einem solchen Ergebnis innerhalb von drei Tagen hätten wir nie gerechnet, ehrlich", sagt Peters, "diese Hilfe hat uns sehr gerührt – uns haben schon die Tränen in den Augen gestanden ob dieser überwältigenden Unterstützung. Was uns noch einmal zeigt, dass der Buchladen vielen etwas bedeutet."

Auch wurden ordentlich Bücher gekauft. "Wir haben gestern Abend bis halb zehn Bestellungen abgearbeitet." Das Kollektiv denkt nun mit Hochdruck über die Gründung eines Fördervereins nach, über längere Öffnungszeiten und über Pläne für den "buchladen 2026ff", denn "sicher bedarf es in unserer Situation auch eines grundlegenden Überdenkens des Buchgeschäfts. Denkbar ist, auch buchaffine Produkte und Kunst ins Sortiment aufzunehmen.