Analyse: Boxine betritt das Börsenparkett

Die Tonies - Ein Investorentraum

31. August 2021
von Christina Schulte

Der Buchhandel hat die Grundlage für die Erfolge der Tonies gelegt. Die Hörfiguren haben sich längst zu einem attraktiven und rentablen Geschäftsmodell entwickelt. Kein Wunder, dass die Investoren zugegriffen haben. Eine Analyse von Christina Schulte, stellvertretende Chefredakteurin des Börsenblatts. 

Eine wahre Erfolgsstory, deren Grundstein im Buchhandel gelegt wurde, hat das Düsseldorfer Unternehmen mit seiner Toniebox und den Tonies geschrieben. Bald nach der Gründung im Jahre 2013 setzte ein rasantes Wachstum ein: Box und Figuren hatten im Buchhandel eingeschlagen. Neue Vertriebswege neben dem Buchhandel wurden hinzugenommen, in andere Länder expandiert, die Zahl der Tonies-Figuren wuchs stetig. Bis das Wachstumstempo so hoch war, dass es aus eigener Kraft nicht mehr zu stemmen war und Potenziale brachlagen. Frisches Geld musste her, um die weitere Expansion zu stemmen. 

Hier kommen die Investoren ins Spiel, in diesem Fall 468 SPAC I SE, eine an der Frankfurter Wertpapierbörse notierte sogenannte Special Purpose Acquisition Company (SPAC). Unter SPAC versteht man ein Unternehmen, das über die Börse Geld einsammelt, um anschließend eine Übernahme zu tätigen, in diesem Fall den Zusammenschluss mit Boxine. SPACs sind in der Regel keine Hasardeure, sondern schauen sich die Unternehmen sehr genau an, in die sie ihr Geld stecken. 

Mit Boxine erwerben die Investoren ein wahrhaft innovatives Unternehmen, das innerhalb weniger Jahre eine erfolgreiche interaktive digitale Audio-Plattform für Kinder geschaffen hat. Besonders attraktiv: die Skalierbarkeit des abonnementähnlichen Umsatzmodells und die hohe Markentreue der Kunden. Wie attraktiv Boxine ist, lässt sich am Unternehmenswert erkennen. Dieser wird mit 870 Millionen Euro beziffert, der Eigenkapitalwert liegt mit 990 Millionen Euro nur knapp unter der Milliardengrenze. Das zeigt, welch hohes Zutrauen die Investoren in Boxine setzen und für wie zukunftsträchtig sie das Geschäftsmodell und dessen Ausbau halten. Dass das Ganze auch noch sehr rentabel ist, zeigt die mittelfristig angestrebte EBITDA-Marge von rund 16 Prozent. 

Wenn das Geld durch den Börsengang wie geplant fließt, stehen Bruttoerlöse von rund 400 Millionen Euro zu Verfügung. Pläne, was mit den finanziellen Mitteln geschehen soll, gibt es genug. Um unabhängiger von Lizenzgebern zu werden, soll etwa in den Ausbau eigener Charaktere investiert oder der Merchandising-Bereich ausgebaut werden. Weitere Auslandsexpansionen stehen an, im Tonielab wird zudem an neuen Produkten getüftelt. 

Das alles hört sich vielversprechend an, gleichwohl muss auch Boxine liefern – mit dem frischen Geld allein ist es nicht getan. Für die Expansion müssen intern neue Strukturen geschaffen, Mitarbeiter*innen im In- und Ausland gefunden, Kreativität gefördert, weitere Vertriebsstrukturen aufgebaut werden. Auch wenn das Geschäftsmodell skalierbar und internationalisierbar ist – Fallstricke gibt es trotzdem und ein Selbstläufer werden auch die Tonies nicht sein. 

Das alles hört sich vielversprechend an, gleichwohl muss auch Boxine liefern – mit dem frischen Geld allein ist es nicht getan.

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