Update zur Ladendiebstahlserie

Ermittlungsverfahren gegen Herrn Urban eingestellt

18. August 2022
von Charline Vorherr

Die Diebstahlserie des Diogenes-Diebs „Herr Urban“ hält an, doch die Staatsanwaltschaft München stellt ein Ermittlungsverfahren nach dem nächsten ein. Und das, obwohl die Polizei in der Vergangenheit dringend um Anzeige bat. Geschädigte, wie die Buchhändlerin Vera Kahl, sind verärgert.

„Solange die Polizei nicht begreift, dass Herr Urban kein Einzeltäter, sondern ein Serienstraftäter ist, wird nichts passieren“, erklärte Vera Kahl von der Buchhandlung Blattgold im Gespräch mit Börsenblatt online. Sie und die mit ihr befreundete Buchhändlerin Nicola Bräunling aus Puchheim kommen bei einer „harmlosen Hochrechnung", so Kahl" aller auf Facebook dokumentierten Fälle auf einen Schaden von weit über 100.000 Euro.

Täter konnte nicht ermittelt werden

Bei den Anzeigen habe man sich insbesondere darum bemüht, die Zusammenhänge zwischen den anderen Fällen herzustellen - und der Polizei durch die jeweils anderen Aktenzeichen zu helfen. Das hat offenbar wenig geholfen: „Die Polizei macht einfach nichts. Wir haben die ganze Geschichte um Herrn Urban von Anfang an erzählt und alle Artikel und Fotos mit zur Polizei genommen“, so Vera Kahl. Eingestellt wurden die Verfahren von der Staatsanwaltschaft München schließlich, weil der Täter nicht ermitteln werden konnte. 

Urban wird oft, aber nicht oft genug erkannt

Ein weiteres Problem sieht die Buchhändlerin darin, dass Urban zwar häufig, aber wohl nicht häufig genug erkannt wird. Schließlich sei nicht jede Buchhändlerin, jeder Buchhändler, auf Facebook aktiv oder lese die Branchenpresse täglich.

Doch selbst wenn Urban auf frischer Tat ertappt werden und festgehalten werden könnte, schätzt Kahl die Chance auf Bestrafung gering ein. Von Kolleg:innen weiß sie, dass ähnliche Fälle wegen Geringfügigkeit eingestellt wurden.

"Geringfügigkeit" als Einstellungsgrund bei einem Serientäter?

„Ich glaube, wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt. Wir haben Anzeige erstattet, mit dem Börsenblatt und der FAZ gesprochen. Ich weiß nicht, was ich sonst noch machen soll“, berichtet Kahl.

Bei aller Frustration zeigt sie allerdings auch Verständnis für die Polizei. Der Job sei sicher nicht einfacher geworden, meint sie. Und klar, an einem einzigen Diebstahl gehe ein Laden nicht zu Grunde. „Doch was vermittle ich der Gesellschaft, wenn ich eine Diebstahlserie als geringfügig betitle? Es ist nun mal etwas anderes, wenn ein 10-jähriger einen Kaugummi einsteckt, oder ein Erwachsener serienmäßig stiehlt.“

Urban soll das Handwerk gelegt werden

Vera Kahl wünscht sich, dass noch mehr Buchhandlungen von Herrn Urban erfahren. „Je öfter er angesprochen wird, desto unangenehmer wird es für ihn. Immerhin Pech für ihn, dass er nicht so durchschnittlich aussieht.“ Erst kürzlich war er wieder in München unterwegs, wie Berichte von Buchhändler:innen auf Facebook zeigen.

Nach diesem Rückschlag will die Buchhändlerin erstmal wieder Kraft schöpfen. „Dann könnte man nochmal versuchen, eine gemeinsame Aktion gegen Urban zu starten.“