Buchhandelsneueröffnungen in der Pandemie

Es hat einfach alles gepasst

15. Mai 2021
von Sabine van Endert

Die Gründungstätigkeit in Deutschland ist im Corona-Jahr 2020 um zwölf Prozent zurückgegangen, zeigt der KfW-Gründungsmonitor. Dennoch kann es auch Vorteile haben, in der Krise zu gründen. Wir porträtieren drei Buchhandlungen, die in der Pandemie durchgestartet sind.
Teil 2: Buchhandlung Winnemuth in Hann. Münden

Als sich Julia Erlen (40) Anfang November 2019 dazu entschieden hatte, die Buchhandlung Winnemuth in Hann. Münden zu übernehmen, war Corona noch kein Thema. Und als die Pandemie dann da war, konnte sich niemand vorstellen, dass sie die Welt so lange im Griff haben würde. Julia Erlen kommt aus Kaltenkirchen, ist gelernte Buchhändlerin, hat 2019 ihre Fortbildung zur Buchhandelsfachwirtin am mediacampus frankfurt abgeschlossen. Ihr Plan: eine eigene Buchhandlung, am liebsten in Meeresnähe. 

Zwei Buchhandlungen in Schleswig-Holstein standen zur Auswahl, bei einem Treffen mit Carola Markwa, damals noch Geschäftsführerin des Landesverbands Nord, auf der Frankfurter Buchmesse kam die Buchhandlung Winnemuth in Hann. Münden ins Spiel. Nicht am Meer, aber dafür gleich an drei Flüssen gelegen, an Fulda, Werra und Weser. Markwa war überzeugt: Julia Erlen und Winnemuth samt Team passen perfekt zusammen ­siehe Interview: https://www.boersenblatt.net/news/buchhandel-news/bei-den-landesverbaenden-sind-gruenderinnen-guten-haenden-177593
Hann. Münden hat 25 000 Einwohner, darunter viele Alteingesessene, im Sommer kommen viele Touristen. Und Winnemuth ist die einzige Buchhandlung am Ort. 

Es hat gepasst. Die Besichtigung der Buchhandlung sei zugleich ein Vorstellungsgespräch mit dem Team gewesen, so Erlen. »Das war wie Topf auf Deckel, Faust aufs Auge, Ebbe und Flut«, erinnert sich Erlen. Die Verträge für die 50 Quadratmeter große Buchhandlung wurden gemacht, Erlen ist mit Familie von Rendsburg nach Hann. Münden umgesiedelt, seit 1. Mai 2020 sind die Türen offen. 

Dass die Buchhandlung nach dem Tod der bisherigen Inhaberin erhalten werden konnte, habe alle gefreut, sagt Erlen, sie sei »mit offenen Armen« empfangen worden. Auch ihre behutsame Renovierung mit neuem Fußboden, Umbau der Regale für mehr Frontalpräsentation, neuer Beleuchtung und neuem Kassen­tresen sei gut angenommen worden. Den Stammkund*innen habe es gefallen, dass vieles erhalten geblieben ist. Erlen hat zudem das Sortiment gestrafft und Mangas sehr prominent hinzugenommen. »Das zieht die Jungen an«, sagt sie, »wenn die dann keine Mangas mehr lesen, kommen sie trotzdem.« Muss man sich da nicht sehr gut auskennen, um glaubwürdig zu sein? »Man sollte Mangas zumindest mögen«, meint Erlen. 

Wenn wir die Pandemie überleben, schaffen wir auch den Rest.

Julia Erlen

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