Lesetipp "Neue Zürcher Zeitung"

Ex Libris reüssiert als Online-Händler

23. November 2022
von Börsenblatt

2010 gab es noch rund 120 Ex-Libris-Filialen in der Schweiz – heute sind davon noch 15 Läden übrig. Durch die Konzentration auf den Online-Handel schreibt die Migros-Tochter heute wieder schwarze Zahlen. 

Das berichtet Matthias Benz in der "Neue Zürcher Zeitung". Nach einer harten Restrukturierung habe die Migros-Tochter wieder eine Zukunft. Noch 2008 habe Ex Libris, das 2022 auf 75 Jahre Firmengeschichte zurückblickt, den höchsten Umsatz der Firmengeschichte erzielt. Der Niedergang hätte allerdings bereits begonnen, als Daniel Röthlin im Jahr 2010 die Leitung des Unternehmens übernahm – zu sehen an der Schrumpfung des Filialnetzes: 2010 (120); 2017 (57); 2018 (14). Das Problem: Die Ex-Libris-Filialen erzielten ihre Umsätze nicht so sehr mit Büchern, sondern zu 85 Prozent mit dem Verkauf von CDs und DVDs. Dieses Geschäft brach in den 2010er Jahren regelrecht ein – Downloads, Video-on-Demand und schließlich Streaming waren die Ursachen. Die Ex-Libris-Filialen verloren von 2010 bis 2017 mehr als die Hälfte ihrer Umsätze.

Als schrittweise Filialschließungen nicht mehr halfen, kam es 2018 zum radikalen Schnitt, so Geschäftsleiter Daniel Röthlin gegenüber der "NZZ".  Man schloss alle Filialen, die keine Chance auf schwarze Zahlen hatten – übrig blieben 14. Fast ein Drittel der damaligen Belegschaft, 114 Personen, verlor die Stelle.

Dann folgte eine der erfolgreichsten Schweizer Turnaround-Geschichten der vergangenen Jahre. Mittlerweile bewegt sich die 100-prozentige Migros-Tochter wieder in den schwarzen Zahlen. Als Grund nennt das Unternehmen die Konzentration auf den Online-Handel. Ex Libris wachse wieder und sei zum führenden Online-Buchhändler in der Schweiz aufgestiegen, heißt es weiter in der "NZZ".

  • 92 Prozent des Umsatzes von 134 Millionen Franken (2021) mache Ex Libris nun über seine Online-Kanäle. Ex Libris hat aktuell 220 Mitarbeiter. 
  • Noch mehr Bücher verkaufe in der Schweiz nur Orell Füssli Thalia (Umsatz 2021: 207 Millionen Franken).

Im Gegensatz zu Ex Libris setze Orell Füssli Thalia aber weiterhin auf Filialen und baut deren Zahl sukzessive aus; der Online-Umsatzanteil dürfte bei unter 50 Prozent liegen, schreibt Matthias Benz in seinem Artikel.

"Bei der erfolgreichen Restrukturierung von Ex Libris hat geholfen, dass die Migros als Muttergesellschaft uns die nötige Zeit und großes Vertrauen gegeben hat", wird Röthlin zitiert. Man habe mit dem großen Einschnitt gewartet, bis der Online-Shop über die Hälfte des Umsatzes eingebracht und profitabel gearbeitet habe. Damit konnte der Wegfall der Filialen relativ schnell verkraftet werden. Bereits 2019 sei Ex Libris in die Gewinnzone zurückgekehrt.

"Wir wollen auf Augenhöhe mit Amazon sein"

Die Corona-Pandemie habe Ex Libris, wie allen Händlern, massiv mehr Geschäft beschert. Dieses Jahr laufe es "erwartungsgemäß wieder etwas schleppender", so Röthlin, aber der Umsatz liege immer noch deutlich über dem Vor-Corona-Niveau. An den stationären Läden will das Unternehmen dennoch festhalten, da sie profitabel seien, von Kunden geschätzt würden und wichtig für die Markenbekanntheit seien. Beim Online-Geschäft sei es der Anspruch, "auf Augenhöhe mit Amazon zu sein", so Röthlin. Bei den Preisen etwa gelinge das: In der Hälfte der Fälle sei Ex Libris günstiger, in den restlichen Fällen Amazon. Die Konkurrenz sei aber hart.

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