future!publish 2021

Happy together!

17. Januar 2021
von Detlef Bluhm

Selbstverständlich musste sich die future!publish in diesem Jahr als rein digitale Netzkonferenz neu erfinden. Dass die Teilnehmenden dabei nicht nur neue Erkenntnisse mit nach Hause nehmen konnten, sondern ihnen das Format auch Spaß machte, hatte mehrere Gründe.

Die Transformation der f!p21 in ein digitales Event war ein Wagnis mit ungewissem Ausgang. Dass sich schließlich doch fast 300 Teilnehmende aus mehreren Ländern am 14. und 15. Januar in den virtuellen Konferenzräumen zu 34 Sessions und einigen Sonderformaten trafen, dürfen die Veranstalter als unerwarteten Erfolg verbuchen. Und um es gleich zu sagen: Für die Teilnehmenden hat sich der Besuch der Veranstaltung in mehrfacher Hinsicht gelohnt. 

Schon mal auf Steinpapier gedruckt?

Nach der Keynote von Bodour Al Qasimi, Präsidentin der International Publishers Association, und Grußworten von Karin Schmidt-Friderichs und Alexander Skipis begann am Donnerstag pünktlich um 10:45 Uhr die erste Session-Runde mit fünf parallelen Angeboten – darunter ein Ausflug in die Zukunft der Steinzeit. Hunter Bliss von der in Heidelberg ansässigen Pebble Printing Group warb mit eloquenten Worten und zahlreichen Argumenten zur Nachhaltigkeit des Verfahrens für den Druck von Büchern und Vorschauen auf Steinpapier. Das wird aus zu feinem Staub gemahlenen Kalkstein und Polyethylen-Harz, also ohne Holz und Wasser und mit 70% weniger Co2-Emissionen hergestellt. Vor knapp zwei Jahrzehnten in China industriell entwickelt, harrt dieses besondere Papier noch auf seine globale Verwendung. Hunter Bliss möchte das chinesische Know-how nach Europa exportieren und Steinpapier hier produzieren und verarbeiten lassen. Eine an alle Teilnehmenden der f!p21 verschickte Postkarte auf Steinpapier machte zusätzlich neugierig auf dieses neuartige Papier.

​​​​​​​Speeddating per Zufallsgenerator

In der Pause nach dieser ersten Konferenz-Runde warteten die Veranstalter mit einem überraschendem Angebot auf: einem Speeddating per Zufallsgenerator. Mit einem Klick konnte man seine Bereitschaft bekunden, sich mit anderen zu vernetzen. Kurz darauf befand man sich in einem zweiminütigen Video-Chat mit anderen Konferenz-Teilnehmern, den man auf gegenseitigem Wunsch auch um zwei Minuten verlängern konnte. An dieser Stelle muss kurz etwas über das von den Veranstaltern nach einer langen Testphase gewählte Konferenz-Tool hopin berichtet werden. 

Hopin macht einfach Spaß

Vorweg: Das Tool hat allen Teilnehmenden Spaß gemacht und trug wesentlich zum Gelingen der f!p21 bei. Die ziemlich intuitiv zu bedienende Konferenz-Plattform wartet mit einer Vielzahl von Möglichkeiten auf. Man kann sehr einfach zwischen den aktuellen Sessions hoppen, sich dort per Chat zu Wort melden oder mit einzelnen chatten oder per Video telefonieren. Die Vortragenden haben die Möglichkeit, Präsentationen zu zeigen oder aktuelle Umfragen zu starten. Alle können in Echtzeit sehen, wer aktuell in einer Session "sitzt" und wie viele (und wer) gerade an der Konferenz teilnehmen. Diese (und andere) Funktionen wurden fleißig genutzt und nach kurzer Zeit war man in dem Tool zuhause

​​​​​​​Deutscher Buchtrailer Award (DBA)

Bereits zum vierten Mal verliehen, gehört die Vergabe des Deutschen Buchtrailer Awards inzwischen zum festen Programmbestandteil des Kongresses. Hier soll dann auch den Ausgezeichneten gratuliert werden! Der DBA 2021 in der Kategorie Erwachsene ging an den Trailer zu Herzfaden von Thomas Hettche (Kiepenheuer & Wisch), der in der Kategorie Kinder an Sommer von Jihyun Kim (Urachhaus). Neu war in diesem Jahr ein Publikumspreis, zu dem das Kundenmagazin buchjournal aufgerufen hatte. Über 1.300 Userinnen und User nahmen am Publikumsvoting teil und hoben Im Dickicht von Ryūnosuke Akutagawa (Literatur der Zukunft) auf das Siegpodest.
(Anmerkung der Redaktion: Hier können Sie Jurybegründungen nachlesen und die Sieger-Trailer anschauen.)

future!publish goes Branchenpolitik

Nach vielen Vorträgen, Workshops und Podien zu den Themen Marketing, Kommunikation, Innovation, Personalentwicklung, Workflow, best Practice und Angeboten zu Yoga, Meditation und einem Crash-Kurs Zeichnen trafen sich am Freitag in der letzten Session-Runde unter der Moderation von Roland Große Holtforth (Literaturtest) Clemens Birk (Umbreit), Thilo Schmid (Oetinger) und Peter Stephanus (LG Buch) zum Gespräch über ein Thema, das die gesamte Branche seit Jahren kontrovers beschäftigt - und das nun endlich einer Lösung zugeführt werden muss. Salopp formuliert geht es um die gerechte Teilung des Margen-Kuchens unter den drei Sparten der Branche.

Dahinter steckt die Frage, ob sich alle Branchenteilnehmer tatsächlich noch als Mitglieder einer Branche verstehen, die langfristig in ihrer jetzigen Struktur nur dann weiterbestehen kann, wenn alle Sparten (und innerhalb der Sparten große, mittlere und kleine Unternehmen) auskömmlich an der Wertschöpfung beteiligt sind. Die drei Diskutanten waren sich darüber einig, dass eine Novellierung des Buchpreisbindungsgesetzes mit dem Ziel einer Deckelung des Realrabattes erfolgen sollte. Das ist ein schon lange anstehendes, nun aber angesichts weiter zunehmender Marktkonzentration immer drängenderes Problem. Die Diskutanten erwarten, dass sich der Börsenverein hier einschaltet. Denn dem, so Clemens Birk, ist ja zu verdanken, dass es in Deutschland überhaupt ein Buchpreisbindungsgesetz gibt.

Die Debatte der future!publish 2021 um die Rabattspreizungen (BuchPrG § 6.3) können Sie ab morgen, 18. Januar, auf Börsenblatt Online im Video nachverfolgen! 

​​​​​​​Ausblick

Das digitale Konferenzformat der diesjährigen future!publish hat all meinen GesprächspartnerInnen so gut gefallen, dass sich im Fall einer möglichen analogen Konferenz im kommenden Jahr dringend die Frage nach einer hybriden Veranstaltung stellt. Diese Frage werden die Veranstalter und ihr Beirat sicherlich bald erörtern.

Zuletzt sei noch erwähnt, dass alle Sessions der f!p21 aufgenommen wurden und den Teilnehmenden zur Verfügung gestellt werden.