Media Control-Zahlen zum Kochbuchmarkt

Grundkochbücher sind die Corona-Stars

14. Mai 2021
von Sabine Cronau

Selber kochen: Das ist das Motto der Stunde – zumindest so lange die Restaurants noch geschlossen sind. Kochbücher profitieren davon, auch im längerfristigen Vergleich. Frische Zahlen von Media Control.

Gegessen wird immer, in der Pandemie aber auch besonders viel gekocht und gebacken. Das zeigt eine Sonderauswertung, die Media Control für den Börsenblatt-Fokus "Genusswelten" erstellt hat (Heft 19 vom 12. Mai). Basis sind die Buchhandelsumsätze der Warengruppe 45 für Januar bis April – und zwar nicht nur im Vergleich zu 2020, sondern auch zum "Vor-Corona-Jahr" 2019. Ausgewählte Zahlen für die Zusammenschau aller Vertriebswege:

29,6 %

Umsatzplus in der Warengruppe 45 (Essen & Trinken) meldet Media Control von Januar bis April 2021 gegenüber den ersten vier Monaten 2020. Das hohe Plus dürfte allerdings zum Teil den unterschiedlich ausgestalteten Lockdownphasen geschuldet sein. Denn im Frühjahr 2020 blieben viele Buchhandlungen wochenlang geschlossen – während sie 2021 in den meisten Bundesländern ohne Einschränkungen öffnen durften.

6,9 %

mehr Umsatz verzeichnete der Buchhandel mit Kochbüchern, wenn man die Monate Januar bis April 2021 mit dem Zeitraum 2019 vergleicht. Unter dem Strich hat das Marktsegment damit in der Tat von der Pandemie profitiert.

74,2 %

mehr Einnahmen gegenüber 2019 verbuchen die Grundkochbücher, die damit die Stars der Warengruppe sind (Backen: plus 23 Prozent). Auch die Länderküche (plus 6,3 Prozent) kann vom Aufschwung profitieren – als kulinarische Ersatzhandlung für das Reisen. Auf der Verliererseite: das Segment gesunde Küche, schlanke Küche (minus 24,6 Prozent). Diäten und Selbstoptimierung scheinen, anders als normalerweise im Frühjahr, in der Pandemie in den Hintergrund zu rücken. Zu berücksichtigen sind dabei allerdings auch mögliche Verschiebungseffekte zur Ratgeber-Warengruppe "Gesundheit" (460 bzw. 461, Ernährung).

19,60 €

zahlten Kund*innen von Januar bis April 2021 im Schnitt für ein Kochbuch. Im Vergleichszeitraum 2020 waren es 18,06 Euro, 2019 sogar nur 16,39 Euro. Der Durchschnittspreis für ein verkauftes Kochbuch kletterte damit um stolze 3,21 Euro (plus 19,6 Prozent). Das Geld für Restaurantbesuche scheinen die Bundesbürger in der Pandemie in höherpreisige Kochbücher investiert zu haben.

19,3 %

mehr verkaufte Kochbücher meldet Media Control beim direkten Vier-Monats-Vergleich 2021 zu 2020. Auch hier ist der Lockdown-Effekt zu bedenken. Die Absatzbilanz 2019 zu 2021 rutscht dagegen mit 10,6 Prozent ins Minus.

25,9 %

Umsatzanteil sichert sich die Warengruppe Essen & Trinken in den ersten vier Monaten 2021 am gesamten Ratgebermarkt. Zum Vergleich: Von Januar bis April 2020 waren es 22,3 Prozent – und 22,7 Prozent im Jahr 2019.

Steffen Henssler ist der Bestsellerkönig

Die Bestsellerliste "Essen & Trinken" wird in den ersten vier Monaten des Jahres vom GU-Titel "Hensslers schnelle Nummer" angeführt. Für Steffen Henssler läuft es damit gerade blendend, trotz Gastro-Lockdown: Vox strahlte Anfang Mai die 100. Folge seiner Küchenshow "Grill den Henssler" aus – und sein Kochbuch, Anfang März erschienen, nahm laut GU schon nach zwei Monaten die 100 000er-Marke bei den verkauften Exemplaren.

Rezepte, die mit wenigen Zutaten und kurzer Zubereitungszeit auskommen, sind in der Corona-Krise der Hit – ebenso wie das Thema Brotbacken, bei dem Blogger Lutz Geißler den Ton angibt. Er ist gleich mit vier Brot-Büchern in den Vier-Monats-Charts vertreten (Platz 11, 14, 15 und 17, alle Becker Joest Volk). Dauergast Yotam Ottolenghi (DK) besetzt mit seiner Orientküche Platz 2, 3 und 7. Mehr in der aktuellen Printausgabe des Börsenblatts.