Mercier, 2023 in Berlin verstorben, begeisterte mit Romanen wie "Nachtzug nach Lissabon" und "Das Gewicht der Worte" international ein Millionenpublikum. Nun wurden in seinem Nachlass fünf Erzählungen entdeckt – ein Glücksfund für alle, die Merciers Schreiben schätzen und die nun noch einmal auf ganz neue Weise in seine Welt eintauchen können. Denn "Der Fluss der Zeit" bringt die zentralen Themen des Autors jetzt in kurzer Form auf seine unverwechselbare Weise zum Leuchten: Es geht um Identität, um Freiheit, Erinnerung und um die Erfahrung von Vergänglichkeit und Zeit.
Auch in diesem Buch bleibt Mercier ein aufmerksamer Beobachter seiner Figuren: Ein Haus soll weitergegeben werden, aber der alte Besitzer kann nicht loslassen, weil mit dem Gebäude sein Leben, sein Selbstbild, seine ganze Biografie verbunden ist. Ein Paar möchte helfen, doch durch ihre Großzügigkeit droht eine Freundschaft zu scheitern. Ein Mann hustet – und während er besorgt auf das Laborergebnis wartet, ringen Verstand und Emotion um die Deutungshoheit. Ein Busfahrer stürzt im Urlaub vom Balkon, weil er den Lärm und das Leben nicht mehr erträgt. Und ein Mann kehrt an den Ort seiner Jugend zurück und fragt sich, wer er damals gewesen ist – und wer er heute ist.