Lesemotive im Buchhandel

Reuffel testet Lesemotive im Weihnachtsgeschäft

9. Dezember 2020
von Christina Schulte

Die Koblenzer Buchhandlung Reuffel hat für den Geschenkefinder ihres Online-Shops erstmals Bücher auf Basis des neuen Klassifizierungsstandards kuratiert. Geschäftsführer Robert Duchstein zieht eine positive Zwischenbilanz.

Wenn die persönliche Vor-Ort-Beratung in der Buchhandlung coronabedingt zu kurz kommt, braucht es Alternativen, damit Kundinnen und Kunden das passende Buchgeschenk finden. Das Team der Buchhandlung Reuffel hat sich deshalb für das laufende Weihnachtsgeschäft etwas ausgedacht. „Wir bieten seit Ende November eine neue Form der Beratung an“, berichtet Geschäftsführer Robert Duchstein. Prominent auf der Startseite des Online-Shops platziert, lade der Geschenkefinder zum Stöbern ein.

Das Besondere: Die persönlichen Empfehlungen des Teams seien nach dem Prinzip des neuen Lesemotive-Standards sortiert. Das heißt, das Reuffel-Team hat sich in die zu Beschenkenden hineinversetzt und sich bei der Kategoriewahl an deren Bedürfnissen orientiert. Zusätzlich lassen sich die Ergebnisse optional per Genre-Filter weiter eingrenzen. Dabei entstehen Kombinationen aus passenden Titeln, die mit einer inhaltsbasierten Suche, z. B. über die Warengruppe oder die Themaklassifikation, nicht zu erreichen seien, führt Duchstein aus.

Zwei Wochen nach dem Start des Online-Angebots zeigt sich der Geschäftsführer zufrieden: „Der Geschenkefinder ist für uns ein Testballon, den wir innerhalb kürzester Zeit umgesetzt haben, um unser Beratungsangebot noch stärker ins Netz zu verlängern."

Da die Buchhandlung Reuffel die Entwicklung des Lesemotivs-Standards mit ihrer Arbeit in der Task Force und im Experten-Team unterstützt habe, habe man die Titelauswahl gut zuordnen können. Und es funktioniere: „Der Geschenkefinder ist immer wieder Gesprächsanlass, unsere Kundinnen und Kunden lassen sich gerne davon inspirieren. Auch aus den Verlagen bekommen wir positives Feedback und die Kolleginnen und Kollegen im Team sind sehr angetan von dieser neuen Art, Kundenbedürfnisse abzubilden“, freut sich Duchstein. Im Vordergrund stünde für sein Unternehmen das Ziel, „dass unsere Leserinnen und Leser auf allen Verkaufswegen kongruente und wiedererkennbare persönliche Empfehlungen erhalten.“

Insgesamt haben die Buchhändlerinnen und Buchhändler von Reuffel für den Geschenkefinder über 500 Titel manuell den einzelnen Lesemotiven zugeordnet.

Vertriebsberaterin Stephanie Lange, die die Markteinführung der neuen Klassifikation für MVB begleitet, ist begeistert: „Reuffel gehört definitiv zu den Lesemotiv-Pionieren im Handel. Mit dem Geschenkefinder zeigt das Team von Robert Duchstein, dass man schon jetzt ganz praktisch mit den neuen Erkenntnissen über die Kundenbedürfnisse arbeiten kann noch bevor MVB im kommenden Jahr die Lesemotive mithilfe Künstlicher Intelligenz ins VLB integriert.“

Entscheidend für den Mehrwert an Orientierung sei der Perspektivwechsel – also nicht vom Buch, sondern vom Kunden aus zu denken. Und dann einfach mal ausprobieren! Das gelte übrigens auch für den Geschenkefinder.

Handlungsanleitungen für die Praxis
Lesemotive: Studienergebnisse in der Kompaktversion

Welche Lesemotive gibt es? Wie können Verlage und Buchhandel die neue Klassifikation erfolgreich einsetzen? Die Kompaktversion der mehr als 300-seitigen Studienergebnisse - von MVB, den Handels- und Marktforschungsexperten der Gruppe Nymphenburg und Vertriebsexpertin Stephanie Lange - liefert dazu die wichtigsten Informationen.