Branchen-Monitor Buch für März

Überraschungsei

8. April 2021
von Christina Schulte

Im März kletterten die Umsätze im Buchhandel kräftig in die Höhe – das liegt an den unterschiedlichen Lockdown-Phasen, aber auch an kalendarischen Effekten. Das erste Quartal endet fürs Sortiment dennoch tief im Minus.

Da liegt doch tatsächlich noch ein nachträgliches ­Ostergeschenk im Nest – bei dem man jedoch ganz genau hinsehen muss, damit die Gabe nicht überbewertet wird: Die Rede ist von den Umsätzen im Buchhandel vor Ort, die im März ein eindrucksvolles Plus von 43,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat erzielt haben. Das geht aus den Erhebungen des Branchen-Monitors Buch von Media Control für März hervor, üblicherweise ein Monat mit eher überschaubaren Umsätzen.

Die Analyse der abgesetzten Mengen zeigt wie die Umsätze in die richtige Richtung. Im Vorjahresvergleich stieg diese Kennzahl um 40,1 Prozent. Bei den Bücherpreisen gaben sich die Käufer*innen großzügig und zahlten je verkauftem Buch durchschnittlich 14,23 Euro – das sind 2,2 Prozent mehr als im März 2020, als noch 13,92 Euro je Buch auf den Tisch gelegt wurden. Auf den ersten Blick lassen diese Zahlen auf eine grandiose Entwicklung schließen, doch bei genauerer Analyse gibt es zwei "Aber":

  • Am 18. März 2020 hatte der erste Corona-Lockdown begonnen, wohingegen am 8. März 2021 der Shutdown für den Buchhandel zu Ende gegangen ist. Seitdem sind alle Buchhandlungen wieder geöffnet (Ausnahmen bilden die Sortimente in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, die am 29. März erneut schließen mussten). Im März dieses Jahres waren die Buchläden also an deutlich mehr Tagen geöffnet als im Vorjahresmonat. 

    Zur Methodik: Um das veränderte Kauf- und Lieferverhalten während des Lockdowns abzubilden, wurden während der Wochen der Ladenschließungen auch die Umsätze berücksichtigt, die die stationären Vertriebswege im Rechnungsgeschäft mit Privatpersonen erwirtschaftet haben. Der Lockdown im Buchhandel endete am 8. März (KW 10), lediglich in Thüringen öffneten die Läden erst eine Woche später, am 15. März (KW 11). Zur Erinnerung: Der erste Lockdown begann 2020 am 18. März (KW 12), von da an waren Buchhandlungen nur noch in Berlin und Sachsen-Anhalt geöffnet.
  • Der "Ostereffekt" ist in diesem Jahr bereits weitgehend in den März-Umsätzen enthalten (abgesehen vom 1. und 3. April), während die Ostertage 2020 erst in der zweiten Aprilwoche lagen. Damit ist die Ausgangsbasis für den satten Anstieg relativ gering.

März beflügelt das Quartal

Ein wenig freuen dürfen sich die Buchhändler*innen vor Ort trotzdem mit Blick auf das erste Quartal. Denn der März hat einen großen Beitrag dazu geleistet, die Umsatzlücke, die sich Ende Februar im Vorjahresvergleich noch auf 42,8 Prozent belief, auf jetzt 20 Prozent zu verringern. Diese 20 Prozent, mit denen die ersten drei Monate unter dem Vorjahres­level enden, kommen auch unter ganz besonderen Rahmenbedingungen zustande: Buchhandlungen waren im ersten Quartal 2021 nur gut drei Wochen lang geöffnet, im Vorjahr waren es dagegen gut zehn Wochen, bis zum Lockdown im März. Insofern ist die erzielte Umsatzdifferenz eine stolze Leis­tung. Gleichwohl fehlt den Buchhändler*innen vor Ort unter dem Strich ein Fünftel der Einnahmen. Es wird nicht leicht sein, diese Verluste in den nächsten Monaten wieder aufzuholen.

Beliebt waren im März vor allem Kinder- und Jugendbücher, die mit einem Plus von 47,9 Prozent einen großen Sprung nach oben gemacht haben. Gleiches gilt für Reisebücher: Sie durften endlich mal wieder einen kleinen Aufschwung erleben (plus 39,1 Prozent). Auf das gesamte Quartal gesehen bewegen sich die Reisetitel aber immer noch mit 53,8 Prozent tief im Minus. Unerreichbar im Plus, mit sagenhaften 837,2 Prozent, lagen im März die Kalender. Das ist aber nur eine Momentaufnahme, denn im ersten Quartal fehlen den Jahresplanern 54,8 Prozent zu ihrem Vorjahreswert. Außer Naturwissenschaften, Medizin, Informatik, Technik mit ihrem hauchdünnen Zuwachs von 0,9 Prozent hat es keine andere Warengruppe von Januar bis März geschafft, bessser als 2020 abzuschneiden.

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