Interview mit YEAWARD-Siegerin

Vera Corsmeyer: „Buchhandlung im Ausnahmezustand“

30. September 2020
von Kai-Uwe Vogt

Buchhändlerin Vera Corsmeyer hat den Börsenblatt Young Excellence Award 2020 gewonnen. Im Interview spricht sie über ihre aktuellen Projekte – und Herausforderungen.

Das Bild zeigt Vera Corsmeyer in der Buchhandlung Markus in Gütersloh

Du hast in der Publikumswahl den Börsenblatt Young Excellence Award gewonnen. Gestern ist die Pressemitteilung heraus. Wie fühlst du dich?

Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, vor allem bei diesen spannenden Kandidatinnen! Isabella Caldart kenne ich bereits aus dem Börsenblatt und Florian Biege war mir als Illustrator vertraut. Beim Lesen der anderen Porträts habe ich gedacht: „Wow, die machen ja tolle Sachen! Was die alles auf die Beine stellen!“ Zum Beispiel bin ich auf den neuen Podcast von Nefeli [Kavouras] aufmerksam geworden. Am spannendsten ist jetzt für mich, die andere Nominierten zu entdecken und kennenzulernen. Was mich beeindruckt hat: Einmal mehr zu erfahren wie begeistert unsere Kunden annehmen, was wir hier machen und zu sehen, was die alltägliche Arbeit bringt.

Mit dir hat zum dritten Mal in Folge bereits eine Vertreterin des Buchhandels gewonnen …

Das freut mich wahnsinnig. Zumal es ja oft heißt, der Buchhandel ist nicht modern und zeitgemäß. Zu zeigen, wie kommunikativ Buchhändlerinnen sind, das ist eine wichtige Aufgabe und es gibt so viele gute Beispiele dafür!

Das Ergebnis der Publikumswahl ist sehr deutlich ausgefallen. Wie hast du das angestellt?

Ich bin eher zurückhaltend. Die Kolleginnen [Buchhandlung Markus in Gütersloh] haben aber insistiert, dass wir auf Social Media und in unserem Newsletter einen Wahlaufruf rausschicken. Das hat Einiges in Bewegung gesetzt. Viele Kunden sind unmittelbar in den Laden gekommen und haben gesagt: „Ich habe gerade für Sie abgestimmt!“

Die Gewinne spiegeln die Angebote der Börsenvereins-Gruppe wider: Ein Bildungsgutschein für den mediacampus, Börsenblatt-Webinare und ePaper und vieles mehr. Weißt du schon, was du definitiv in Anspruch nehmen willst?

Ja, ich habe auch noch einmal nachgelesen und ich will so viel wie möglich machen! Es sind großartige Gewinne! Ich freue mich besonders im kommenden Jahr auf den Friedenspreis – die Verleihung kenne ich ja sonst nur aus dem Fernsehen. Auch das Netzwerken auf den Buchtagen und der future!publish interessiert mich wahnsinnig. Der Mix aus zukunftsgewandten Formaten und traditionsreichen Veranstaltungen wie dem Friedenspreis ist einfach super. Und nicht zuletzt freue ich mich darauf, die anderen Young Talents aus den anderen Ländern kennenzulernen! Auf jeden Fall bin ich auch beim #yeaward-Alumni-Treff auf Zoom  am Donnerstag dabei!

Dein Alltag besteht natürlich nicht nur aus dem Börsenblatt Young Excellence Award. Was sind deine aktuellen Herausforderungen? Die Zeiten waren für Buchhändler*innen ja auch schon einmal einfacher …

Ja, unser Alltag steht immer noch ein bisschen Kopf zumal es bei uns ja noch einen zweiten Lockdown gab. Wir machen uns viele Gedanken über das Weihnachtsgeschäft, wenn wir es den Kunden witterungsmäßig nicht mehr so schmackhaft machen können, vor der Tür zu warten. Die meisten Kunden zeigen sich im Moment  ja sehr langmütig, aber ob das auch im Weihnachtsstress gilt? Durch den zweiten Lockdown haben wir für den Herbst von unseren beliebten Buchempfehlungsabenden abgesehen, zumindest bieten wir sie jetzt nur für Familien und Kleingruppen an. Außerdem sind Besuchstermine nach Ladenschluss buchbar. Und wir setzen viel auf Empfehlungen - online und in gedruckter Form.

Welches persönliches Projekt treibt dich gerade um?

Spätestens Anfang nächstes Jahres würde ich gerne mit einem Podcasts durchstarten – aber da müssen wir noch weiter recherchieren, wie wir uns von den anderen Podcasts abheben können. Wir sind also noch in der inhaltlichen Findung. Laberpodcasts sind ja auch ganz schön, aber mir sind ein Konzept und eine gewisse Struktur wichtig – also ein Podcast mit festen Kategorien. Wir sind schon dabei das Sprechen zu üben, damit wir sendefähig klingen und weniger Arbeit mit dem Schneiden haben.