Ein Jahr nach Lukaschenkos manipuliertem Wahlsieg

Europäische Autor*innen und Journalist*innen: Belarus nicht vergessen!

6. August 2021
von Börsenblatt

Der Europäische Rat der literarischen Übersetzerverbände (CEATL), die Europäische Journalistenföderation (EFJ) und der Europäische Schriftstellerrat (EWC) rufen die europäischen Regierungen und die internationale Gemeinschaft auf, die Demokratiebewegung in Belarus nachdrücklich zu unterstützen und den Menschen, die aus dem Land fliehen, Zuflucht und humanitäre Hilfe zu gewähren.

Ein Jahr nach den manipulierten Wahlen in Belarus geht das diktatorische Lukaschenko-Regime radikal gegen die Meinungsfreiheit und humanitäre Organisationen vor. Mehr als 1.500 Organisationen sind von der "radikalen Säuberung" betroffen, gegen 41 läuft bereits ein Verfahren wegen staatlich angeordneter Auflösung, darunter die Schriftsteller­organisation PEN Belarus und der Belarusische Journalistenverband (BAJ). Der Vorsitzende des belarusischen Schriftstellerverbandes, der Dichter Barys Piatrvich, steht unter Hausarrest und hat ein Kommunikationsverbot.

Seit Lukaschenkos manipulierter Wiederwahl am 9. August 2020 wurden in Belarus über 40.000 Menschen verhaftet, darunter über 500 Medienschaffende, 1.200 Kulturschaffende – Schriftsteller, Übersetzerinnen, Musiker, Schauspielerinnen - und Menschen­rechts­aktivisten, wie der umfassende Bericht 2021 des belarusischen PEN-Zentrums zeigt.

"Wir erleben eine hasserfüllte Staatsmacht, die zu allen Mitteln greift, um die Demokratie­bewegung und die Meinungsfreiheit abzuschlachten", sagt Nina George, Präsidentin des EWC. "Es gibt öffentliche Aufrufe im belarusischen Staatsfernsehen, Oppositionelle zu hängen. Kürzlich wurde der Leiter des Belarusischen Hauses in Kiew, Vitaly Shishov, erhängt in einem Park aufgefunden; er hat geflüchteten Belarusen geholfen, in der Ukraine Schutz und Stabilität zu finden. Unsere Kollegen und Kolleginnen, die auf der Flucht sind, bitten uns, in ihrem Namen die europäischen Regierungen aufzufordern, das belarusische Volk aktiv zu unterstützen. Nach einem Jahr, in dem weder Sanktionen greifen noch sich die Kulturminister der EU und des EWR wenigstens auf eine gemeinsame Haltung zugunsten der Presse und der Kulturschaffenden in Belarus durchringen konnten, ist es an der Zeit, dass Europa die Werte der Demokratie aktiv verteidigt - indem es diejenigen unterstützt, die unter Lukaschenkos Gewalt leiden."