"Leuchtendes Beispiel für faktenbasierten Journalismus"

Fritz Pleitgen ist tot

16. September 2022
von Börsenblatt

Fritz Pleitgen, einer der bedeutendsten deutschen Journalisten der letzten Jahrzehnte, ist am 15. September in Köln im Alter von 84 Jahren verstorben. Die Verlage Herder und Keyser trauern um ihren Autor.

Fritz Pleitgen hielt bei der Verleihung des Deutschen Buchhandlungspreises eine Laudatio

Über 50 Jahre war Fritz Pleitgen, der am 21. März 1938 in Duisburg-Meiderich geboren wurde, Journalist. Er gehörte zu den wenigen Reportern, die über den Kalten Krieg zwischen Ost und West von beiden Seiten des Eisernen Vorhangs, zunächst aus Moskau und der DDR, danach aus Washington und New York, berichteten. Er hat die Auslands-Berichterstattung wie wenig andere geprägt. Seine Popularität war schon zu Zeiten der deutschen Teilung auch im Osten groß. Als langjähriger Intendant des Westdeutschen Rundfunks nahm er maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung des öffentlichen-rechtlichen Rundfunks, fassen die Verlage Herder und Keyser zusammen.

"Wir trauern um einen großen Journalisten, dessen Bücher viel mediales Interesse und begeisterte Leserinnen und Leser gefunden haben", schreiben sie weiter in ihrem Nachruf. "Fritz Pleitgen war auch als Autor und Gesprächspartner von jener unbestechlichen Klarheit und freundlichen Beharrlichkeit, die ihn als Journalisten auszeichnete. Für viele Menschen war er weit über seine aktive Zeit hinaus ein Beispiel für vertrauenswürdigen Journalismus", so Herder-Programmleiter Patrick Oelze.

"Fritz Pleitgen wird uns sehr fehlen. Er war ein Kompass im deutschen Fernsehen, geradlinig, authentisch und hat stets mit großem Herz und Informationsgehalt über die Situation der Menschen hinter dem Eisernen Vorhang berichtet. Er war ein leuchtendes Beispiel für faktenbasierten und empathischen Journalismus, der gegenwärtigen und künftigen Generationen von Medienschaffenden als Vorbild dienen soll", erklärt Detlef Prinz, Verleger des Keyser-Verlags.

Im Verlag Herder erschien (gemeinsam mit dem Verlag Keyser) im Mai 2021 Fritz Pleitgens letztes Buch, die Bilanz seines Journalistenlebens: "Eine unmögliche Geschichte. Als Politik und Bürger Berge versetzten".

Ministerpräsident Wüst: "Fritz Pleitgen war ein Journalist mit höchsten Anspruch an Glaubwürdigkeit"

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst würdigt den Verstorbenen in einer Mitteilung: "Mit Fritz Pleitgen verliert Nordrhein-Westfalen einen großen Medienmacher, einen Journalisten mit Weitsicht und höchsten Anspruch an Glaubwürdigkeit. Wie kaum ein anderer hat er den Westdeutschen Rundfunk und dessen Entwicklung geprägt – und damit in besonderer Weise auch unser Land Nordrhein-Westfalen."

Fritz Pleitgen war seit 1963 für den WDR tätig, von 1995 bis 2007 war er Intendant des Senders. Ab 2007 wurde er für die Geschäftsführung der RUHR.2010 GMBH, berufen. Unter seiner Regie gab es in der Metropole Ruhrgebiet rund 2.500 Veranstaltungen in 53 beteiligten Städten und der Kulturhauptstadt Essen und Ruhrgebiet. 

2007 erhielt Fritz Pleitgen den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.