Umfrage

So gehen Buchhandlungen mit der Hitzewelle um 

21. Juli 2022
von Börsenblatt

Viel trinken, nach Abkühlungen suchen, entspannt bleiben: Bei fast 40°C Außentemperatur muss man gut auf sich aufpassen! Mit welchen Strategien überstehen die Buchhändler:innen die Hitzewelle? Und was tun Sie für Ihre Kundinnen und Kunden? Unsere Auszubildende Anna Göckel hat nachgefragt. 

Buchhandlung Barbers, Korschenbroich 

"Wir drehen total durch ;)", schreibt Ansgar Barbers auf der Facebook-Seite des Börsenblatts mit Video eines drehenden Ventilators. Er weiß: Wenn sich die Kunden drinnen wohl fühlen, dann bleiben sie auch länger im Laden. Während der Temperaturspitzen, also um die Mittagszeit, sei es im Laden ruhig, aber von einem Hitzeloch könne er nicht berichten. Die Kunden würden sich in diesen Tagen anders verteilen - und ganz besonders die Vormittagsstunden nutzen. Flaute herrscht bei Barbers in Korschenbroich zum Glück nicht: Die Kund:innen kaufen Schulbücher wegen der bald endenden Ferien, Futter zum Lesen im Schatten oder noch schnell eine Urlaubslektüre - da würden auch ganze Stapel über die Ladentheke gehen, so Barbers. 

Sein Tipp für die Kolleg:innen: Unbedingt die Öffnungszeiten konstant halten! Barbers hält seine Buchhandlung deshalb auch trotz der Hitze wie gewohnt geöffnet. Damit der Hitzestress für die Mitarbeiter:innen nicht zu groß ist, achtet er darauf, dass die Buchhandlung immer mit zwei Kolleg:innen besetzt ist, die sich abwechseln können. 

Ansgar Barber

Barbara Buchhandlung, Moers 

Draußen fast 40°C, drinnen 24°C - deswegen bleiben bei Kathrin Olzog auch die Kartenständer und andere Produkte in dieser Woche im Laden, dafür steht jetzt ein Wassernapf für Hunde vor der Tür. Die Klimaanlage der Buchhandlung laufe auf Naturstrom und die Lichter drinnen seien gedämmt, "um das Gewissen zu beruhigen", so Olzog. 

Ihre aktuelle Arbeitsanweisung an die Mitarbeiter:innen: Wer nichts zu tun hat, soll sich hinsetzen und lesen anstatt den ganzen Tag zu stehen. Das Team wechsele sich ab, damit sich jeder bei der Hitze auch ausruhen kann, erzählt sie. 

Wenn das mit dem Klimawandel so weitergehe, würden die Sommer-Öffnungszeiten möglicherweise in einigen Jahren an die Gegebenheiten angepasst werden, meint Olzog, aber derzeit sei das nicht möglich: Viele Stammkund:innen würden kurzfristige Ankündigungen über Social Media nicht mitbekommen und sollen bei den hohen Temperaturen nicht vor verschlossener Tür stehen. 

Das Verhalten der Kund:innen habe sich an die Hitze angepasst: Es gebe viele telefonische Bestellungen, die nachmittags abgeholt werden. Besonders am superheißen Dienstag sei nach 16 Uhr überraschend viel los gewesen. Zum Teil würden sich ihre Kund:innen auch morgens noch schnell mit Büchern versorgen, um den Tag über entspannt an einem kühlen Ort lesen zu können. Zum belebten Geschäft würden in der Moerser Altstadt auch die Tourist:innen beitragen. Unterm Strich findet Kathrin Olzog die Sommerzeit übrigens sehr schön: Man habe dann viel mehr Zeit für die Kund:innen und könne ausführlicher beraten. 

Kathrin Olzog vor ihrer Buchhandlung 

Die Finkeria, Münsingen

In der schwäbischen Alb halten sich die Temperaturen noch in Grenzen. Heiß sei es dennoch, meint Beate Bez, Buchhändlerin in der Finkeria in Münsingen. Morgens werde die Lüftung angeschmissen und dann lasse sich der Tag gut aushalten, so Bez. Außerdem müsse niemand den ganzen Tag arbeiten, sondern man wechsle sich ab. 

Viele Kund:innen würden gerade nicht im Laden vorbeikommen, aber dennoch Bücher bestellen, so dass der Umsatz noch stimmt. Abgesehen von Büchern werden in der Finkeria auch Kaffee und andere schöne Dinge verkauft. Vor dem Sommerloch braucht man sich in Münsingen nicht zu fürchten: "Mit dem Umsatz sind wir zufrieden, als Urlaubsregion müssen wir uns da weniger Sorgen machen."

Müritz Buch, Waren/Müritz 

Bei Müritz Buch in Waren an der Müritz gibt es zwar keine Klimaanlage, dafür aber kühle Getränke und: von den Chefs spendiertes Eis! Außerdem sei die Dämmung des älteren Hauses so gut, dass die Temperaturen drinnen angenehm bleiben, sagt Buchhändlerin Christiane Kühn - jedenfalls solange die Automatiktür standardmäßig geschlossen bleibe. Dank der vielen Tourist:innen öffne sich die Tür zum Glück dennoch regelmäßig, besonders häufig in den Morgenstunden. Dabei seien besonders die Einheimischen früh dran, berichtet Kühn, um noch vor den Urlaubern ihre Bücher kaufen zu können. In der Mittagshitze sei weniger los, die Laufkundschaft sei hier im Sommer aber weiterhin hoch, wobei: "Regen ist Buchhandlungswetter", so Kühn. 

Flörsheimer Buchhandlung, Flörsheim am Heim 

 Die Flörsheimer Buchhandlung hat ein kühles Plätzchen geschaffen: Um ihren Kund:innen das Lesen der aktuellen Empfehlungen besonders angenehm zu gestalten, wurde der Lesebereich mit einem eigenen Ventilator ausgestattet. Damit sei das Reinlesen wieder ohne Hitzeschock möglich - und die beiden kühlen Plätze wurden auch gleich nach Eröffnung von zwei Kundinnen eingenommen, erzählt Elisabeth Stahl. Am liebsten gleich für den ganzen Tag. 

Bei den Gesprächen mit den Kund:innen ist die Hitze derzeit natürlich der Dauerbrenner. Mit viel Humor und netten Worten würde sie versuchen, das Wetter "schönzureden" - und damit angenehmer zu machen. Außerdem spenden zwei Marquisen seit neuestem noch etwas mehr Schatten im Laden. Am meisten los ist derzeit entweder sehr früh oder sehr spät - gerade dann werde auch viel gelüftet. Mit guter Laune und Witz komme man auch bei diesen Temperaturen gut durch den Tag, so Stahl. 

Lesende Kundinnen mit Ventilator in der Flörsheimer Buchhandlung

Mit Buch und Ventilator: Lesende Kundinnen in der Flörsheimer Buchhandlung