Friedrich Ani zum Tod von Hermann-Josef Emons

Der Erfinder

22. August 2023
von Börsenblatt

"Bunt im schönsten Sinn war sein Programm von Beginn an", schreibt der Schriftsteller Friedrich Ani in seinem Nachruf auf Hermann-Josef Emons. Der Kölner Verleger ist, wie berichtet, am vergangenen Sonntag gestorben.

Hejo Emons

Die dunkle Welt der Kriminalliteratur hat einen Laternenanzünder verloren. Wie das klingt! Als wären Kriminalgeschichten von Haus aus finster und bräuchten wen, der eine Funzel hochhält, damit Leserinnen und Leser in den Buchhandlungen nicht danebengreifen und eine fade Schwarte aus dem Regal ziehen. Anstelle eines Thrillers von Frank Schätzing oder Nicola Förg, Edgar Franzmann oder Lisa Graf-Riemann. Oder von einer anderen Autorin, eines Autors aus dem großen, in scheinbar unendlich vielen Facetten leuchtenden Büchertempel des Hermann-Josef Emons in der Kölner Cäcilienstraße (und davor dreißig Jahre lang in der Lütticher Straße).

Die dunkle Welt der Kriminalliteratur hat einen Laternenanzünder verloren.

Friedrich Ani

Bunt im schönsten Sinn war sein Programm von Beginn an. Regional verankert, steuerte er seine Bücherflotte in die Welt hinaus, bis nach Amerika, England und Frankreich. Nebenher erfand Hejo Emons das Hörbuch in Italien und rief in dem Land, in dem Genreliteratur wie selbstverständlich zur allgemeinen Belletristik zählt, ein neues Programm ins Leben, "Gialli Tedesci", Übersetzungen deutschsprachiger Kriminalromane.

Mit der Reihe "111 Orte, die man gesehen haben muss" schuf Emons einen Weltbestseller, häufig kopiert, nie erreicht. Für seine durch keine Rückschläge zu erschütternde Hingabe an den Kosmos der Kriminalliteratur erhielt er 2014 den Ehren-Glauser-Preis der Schriftstellervereinigung Syndikat.

Am Sonntag ist Hermann-Josef Emons, zwei Tage nach seinem 73. Geburtstag, in seiner Heimatstadt gestorben. Sein einzigartiges Erbe betreut von nun an seine, in Verlagsdingen längst erfahrene Tochter Franziska Emons-Hausen gemeinsam mit ihrem Team. Die Laternen brennen weiter.