Deutsch-französisches Austauschprojekt

Einsatz für junge Literaturübersetzer:innen

30. Juni 2025
Redaktion Börsenblatt

Rund 250 Übersetzer:innen aus Frankreich, Deutschland, der Schweiz und Österreich wurden bislang gefördert: Das deutsch-französische "Goldschmidt-Programm" hat seit 2000 ein weitreichendes Netzwerk geschaffen – mit nachhaltigem Einfluss auf den Literaturbetrieb.

Goldschmidt-Programm

Mit Festakten in Paris, Berlin und auf der Frankfurter Buchmesse wird in diesem Jahr das 25-jährige Jubiläum des Georges-Arthur-Goldschmidt-Programms für junge Literaturübersetzer:innen gefeiert. Das 2000 gegründete deutsch-französische Austauschprojekt hat bisher fast 250 Übersetzer:innen aus Frankreich, Deutschland, der Schweiz und Österreich fortgebildet. Viele von ihnen sind bis heute erfolgreich als Literaturübersetzer:innen tätig. Zu den Absolvent:innen zählen beispielsweise die Übersetzer:innen von Daniel Kehlmann (Juliette Aubert-Affholder), Clemens J. Setz (Stephanie Lux), Ivar Leon Menger (Justine Coquel ), Annie Ernaux (Sonja Finck), Sascha Marianna Salzmann (Jeffrey Tréhudic) und Emmanuel Carrère (Claudia Hamm).  

Initiiert wurde das Programm vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW), der Frankfurter Buchmesse und France Livre (ehemals BIEF). Ebenfalls mit dabei sind die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia (seit 2012) und das österreichische Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten (seit 2025). 

Das Goldschmidt-Programm: jährlich zehn Stipendien für Übersetzer:innen

Übersetzen bedeutet, Brücken zu bauen – zwischen Sprachen, Kulturen und Menschen. Jedes Jahr erhalten zehn junge Literaturübersetzer:innen (jeweils fünf deutsch- und fünf französischsprachig) die Möglichkeit, gemeinsam Verlage in ihren jeweiligen Ländern kennenzulernen und Kontakte untereinander, sowie zu Verleger:innen und Lektor:innen zu knüpfen. Parallel dazu arbeiten sie unter der Anleitung erfahrener Übersetzer:innen an ihren eigenen Übersetzungsprojekten – im Tandem und in der Gruppe.  

Das "klassische" Goldschmidt-Programm findet neuerdings alle zwei Jahre statt, im Wechsel mit dem "Goldschmidt+". Letzteres ermöglicht es ehemaligen Teilnehmer:innen, ihre Kompetenzen und ihr Netzwerk weiter zu vertiefen. 

Der Schirmherr: Georges-Arthur Goldschmidt

Namensgeber und seit 2007 Schirmherr des Stipendienprogramms ist der Übersetzer, Autor und Literaturkritiker Georges-Arthur Goldschmidt (geb. 1928 in Reinbek), der nach seiner Flucht vor dem NS-Regime in Frankreich eine neue Heimat fand. Hier wurde er zu einer zentralen Persönlichkeit für die Übersetzung deutscher Literatur – darunter Werke von Goethe, Kafka und Handke. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. 2023 erhielt er den Deutsch-Französischen Medienpreis. 

In einem Interview mit "France Livre" im Frühjahr 2025 betonte Georges-Arthur Goldschmidt, dass jede Sprache ein eigenes Wesen habe – ja, geradezu einen eigenen Körper –, den man beim Übersetzen körperlich spüren müsse. Gerade weil Übersetzen diese physische Erfahrung erfordere, so Goldschmidt, könne Künstliche Intelligenz literarische Übersetzerinnen nicht ersetzen: "Ein Kochrezept sagt nichts über das Fleisch aus, das man zubereiten will." Ein Zusammenschnitt des Interviews ist hier zu sehen.