Entschärfte "James Bond"-Neuausgaben

Gerührt und geschüttelt

28. Februar 2023
von Börsenblatt

Vor 70 Jahren erschien mit "Casino Royale" der erste "James Bond"-Band von Ian Fleming. Zum Jubiläum wird die Bond-Reihe neu veröffentlicht, allerdings werden dabei kritische Passagen verändert oder fehlen ganz. Damit erntete der Verlag Kritik und Zensurvorwürfe. Erst kürzlich hatten die entschärften Neufassungen der Roald Dahl-Bücher eine Debatte ausgelöst.

Das Londoner Antiquariat Peter Harrington bietet die Erstausgaben aus dem Verlag: Jonathan Cape, London (1953-1966) für gut 140.000 Euro an

Das berichtet etwa der "Spiegel". Bei den Neuauflagen (Veröffentlichung im April) zum 70. Jubiläum des ersten Bands, "Casino Royale" (1953), sollen Begriffe und Anspielungen, die heute als anstößig gelten könnten, entfernt oder geändert werden. So der Wunsch von Ian Fleming Publications (IFP), das die Rechte an den Romanen und Stories über den Geheimagenten verwaltet. Zunächst hatte die britische Zeitung "The Telegraph" über die umstrittenen Anpassungen geschrieben (etwa hier).

Einige rassistische Wörter, die heute wahrscheinlich großen Anstoß erregen würden, habe man geändert, teilt IFP am 27. Februar mit, "wobei so nah wie möglich am Originaltext und der Zeit festgehalten wurde." Dabei habe man sich die Änderungen die US-Ausgabe (1955) des ein Jahr zuvor erschienenen Romans "Live And Let Die" ("Leben und sterben lassen") zum Vorbild genommen. Fleming selbst hätte damals Änderungen für die US-Ausgabe zugestimmt, einige Begriffe seien schon in den 50er Jahren problematisch gewesen. So sei man nun auch bei den anderen Büchern verfahren. Die Anzahl der Änderungen sei insgesamt sehr klein. Bei einigen Büchern, etwa auch "Casino Royale", seien keine Änderungen vorgenommen worden. 

Dennoch gab es Kritik am Vorgehen von IFP. So wird Fleming-Biograf Andrew Lycett von "The Independent" zitiert: "Es ist niemals gut, das zu verändern, was ein Autor geschrieben hat. Das riecht nach Zensur". Zwar würden einige Abschnitte nicht mehr zeitgemäß wirken, trotzdem sei er fest überzeugt, "dass das, was ein Autor zu Papier bringt, sakrosankt ist und nicht verändert werden sollte."