Der ganze Vorgang wurde interessanterweise zunächst von überregionalen Medien aufgegriffen – ein Zeichen dafür, dass die Aufmerksamkeit aus der Distanz höher ist als in einer Region, in der die AfD häufig stärkste Kraft in politischen Gremien ist? Zuerst berichtete Mitte April der Mitteldeutsche Rundfunk ("Fördergeld futsch"), dann folgte Ende April ein ausführlicher Artikel der "Zeit" (Bleibt uns fern mit eurem Geld")
Die Folgen der Budgetlücke wurden unmittelbar sichtbar: Ein schon in den Startlöchern stehendes Projekt für Jugendliche konnte nicht umgesetzt werden, eine geplante Lesung des Schriftstellers Domenico Müllensiefen wurde abgesagt, da dem veranstaltenden Verein Miteinander e.V. nach der Entscheidung im Stadtparlament die Mittel dafür fehlten.
Müllensiefen reagierte auf seine Weise: "Ich habe dem Miteinander e.V. sofort zurückgeschrieben, dass ich dennoch gerne in Salzwedel lesen möchte, dass ich auf mein Honorar verzichte und stattdessen für Spenden werbe, die an den Verein gehen sollen", so Domenico Müllensiefen: "Es ist unglaublich wichtig, dass an solchen Orten Kultur angeboten wird. Es geht mir nicht um die paar Kröten Honorar. Man zeigt: Ihr seid nicht allein."
Von den eingeladenen Politikern sei niemand zu der dann doch noch anberaumten Lesung gekommen, so die Veranstalter. Mit anderen, ungebetenen Gästen aus dem rechten politischen Spektrum rechnete man dennoch – ein Ordner behielt deswegen die Tür im Auge. Nicht ohne Grund, denn die Zahl rechtsmotivierter Straftaten im Altmarkkreis ist offenbar stark gestiegen, wie die überregionale Zeitung Volksstimme berichtet - ein Thema, das auch in Müllensiefens Buch „Schnall Dich an, es geht los“ (Kanon) eine Rolle spielt, aus dem er in Salzwedel gelesen hat: "Es spricht Probleme an, die in der Altmark Alltag sind: abgehängte Infrastruktur, schlechte berufliche Perspektiven, Armut, Alkoholmissbrauch und Rassismus," zählt Müllensiefen auf.