Im Herbst sollen die Memoiren von Alt-Kanzlerin Angela Merkel bei Kiepenheuer & Witsch erscheinen. Den Verlag hat Merkel zusammen mit ihrer Beraterin Beate Baumann selbst gesucht – und auch die Memoiren wollen sie allein verfassen. Dieses ihrer Ansicht nach ungewöhnliche Vorgehen analysiert Julia Encke in der "FAS" in einem lesenswerten Artikel.
Angela Merkel
"Kontrolle ist besser" (online hinter der Zahlschranke) lautet die Überschrift von Julia Enckes Artikel, der am 21. Januar in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" erschienen ist. Mit ihrem Vorgehen hätten Angela Merkel und Beate Baumann "die Regeln des Buchmarkts nonchalant außer Kraft" gesetzt hätten. Normalerweise würden Autor:innen, die ein Buch planen, an eine Literaturagentur oder an eine Kanzlei herantreten. Diese würden dann in ihrem Auftrag mit Verlagen verhandeln, ein Bieterverfahren organisieren. "Das sind die Regeln des Buchgeschäfts", so Encke: "Merkel und Baumann aber wollten davon nichts wissen."
Zudem hatte Beate Baumann, Merkels Büroleiterin, schon früher bekräftigt: "Die Bundeskanzlerin und ich sind sich sich ganz sicher: Wenn wir dieses Buch machen sollten, dann machen wir es allein, also ohne Ghostwriter, ohne Historiker, ohne Journalisten". "Kontrolle ist besser", das sei schon immer die politische Strategie Merkels gewesen, "und auch jetzt scheint es die Strategie des prominenten Duos zu sein". Man dürfe ein echtes Merkel-Baumann-Werk erwarten. Die Entscheidung Merkels hätten wohl etwa auch der jahrelange Rechtsstreit um die Gesprächsprotokolle Helmuts Kohls des Journalisten Heribert Schwan. Schwan hatte als Ghostwriter an den Erinnerungen des Alt-Kanzlers mitgewirkt.
Beim Bekanntwerden von Merkels Memoirenplänen gab es laut "FAS" Offerten der Verlagsgruppe Penguin Random House, C.H. Beck, Aufbau. Für die internationale Vermarktung habe sich die Holtzbrinck Publishing Group angeboten. In den Holtzbrinck-Verlagen hätte es zudem zum Zeitpunkt der Entscheidung gleich mehrere Verlegerinnen gegeben – "für Merkel und Baumann dem Vernehmen nach nicht unerheblich", so Encke. Im September 2022 wurde dann der Zuschlag für Kiepenheuer & Witsch bekannt, das zu den Holtzbrinck Buchverlagen gehört. In den Medien wurde eine Vorschusssumme in zweistelliger Millionenhöhe kolportiert.
Die Memoiren von Angela Merkel sollen im Herbst bei Kiepenheuer & Witsch herauskommen, einen genauen Termin gibt es noch nicht. Neben Deutschland, soll das Buch zeitgleich auch in den USA, Kanada, Großbritannien und weiteren Ländern erscheinen. Gegenüber der FAS hätte die Lizenzabteilung von KiWi angegeben, dass das Buch im Herbst in mehr als 30 Ländern erscheinen werde. Dabei in vielen Ländern zeitgleich am weltweiten Erscheinungstag.
