IFH-Studie zur Kaufkraft in Deutschland

Onlineanteile im Einzelhandel Bayerns und Baden-Württembergs besonders hoch

1. Juni 2022
von Börsenblatt

Das IFH Köln hat neue Daten zur regionale Verteilung der Kaufkraft erhoben. Es gibt weiterhin enorme Unterschiede zwischen den Bundesländern. Der Onlineanteil im Einzelhandel etwa ist in der Mitte und im Osten Deutschlands in weiten Teilen unterdurchschnittlich.

Kaufkraft-Performance in Deutschland

Insegsamt wachse der Onlineanteil der Kaufkraft und ist im Süden Deutschlands am höchsten, so das IFH Köln in einer Presseinformation zur Studie.

Trotz tendenzieller Annäherung würden nach wie vor sehr deutliche Kaufkraftunterschiede zwischen den 16 deutschen Bundesländern existieren. Dabei belaufe sich die Bandbreite des Kaufkraftniveaus

  • von 87 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt
  • bis hin zu 107 Prozent bei den beiden Spitzenreitern Hamburg und Baden-Württemberg.

Diese und weitere Ergebnisse liefern die neuen Regionaldaten des IFH Köln. Nicht nur bei der Kaufkraft insgesamt, sondern auch bei der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft weise die Regionalanalyse Unterschiede auf.

  • Hierbei liege die Bandbreite der Werte auf Ebene der Bundesländer zwischen Indexwerten von 94 bis 104.
  • Bei den Stadt- und Landkreisen reiche das Spektrum von 90 bis 120.

Einkaufsbudget der Deutschen bei 9.427 Euro pro Jahr

Insgesamt belaufe sich die einzelhandelsrelevante Kaufkraft für das laufende Jahr auf 784 Milliarden Euro brutto. Pro Bundesbürger:in ergebe sich so ein durchschnittliches einzelhandelsrelevantes Potenzial in Höhe von 9.427 Euro.

  • Dabei würden Güter des überwiegend kurzfristigen Bedarfs wie Nahrungs- und Genussmittel mit gut 49 Prozent den wichtigsten Part einnehmen.
  • Den überwiegend mittelfristigen Bedarfsbereich dominieren laut IFH Köln die Sparten Bekleidung/Wäsche sowie das Baumarktsortiment. Insgesamt belaufe sich die Kaufkraft für diesen Bereich auf 143 Milliarden Euro.
  • Im 98 Milliarden Euro schweren Bereich des überwiegend längerfristig orientierten Bedarfs würden hingegen sehr deutlich die Sparten Möbel und Unterhaltungselektronik/PC dominieren.

Hohe Onlineaffinitäten im Süden Deutschlands

Die zunehmende "Onlineisierung" im Handel zeichne sich auch in den Regionaldaten ab, so das IFH Köln weiter. Die Expert:innen erwarten danach für das aktuelle Jahr, dass sich der Onlineanteil der Kaufkraft der 15 Prozentmarke nähern werde.

Bei der Analyse der regionalen Unterschiede in Deutschland offenbare sich – im Gegensatz zur allgemeinen Kaufkraft – kein Ost-West-Gefälle. Stattdessen weisen insbesondere die beiden Flächenländer Bayern und Baden-Württemberg überdurchschnittliche Onlineanteile auf.

"Die online getätigten Umsätze gehen den stationären Einzelhändlern auf der Fläche verloren. Auch wenn gut jeder dritte online erwirtschaftete Euro in die Kassen stationär verankerter Einzelhändler fließt, wirkt sich dies negativ auf die Potenziale stationärer Ladengeschäfte und somit auch auf den diesbezüglichen Verkaufsflächenbedarf aus", so Christian Lerch, Senior Consultant am IFH Köln.