In Wittgendorf, vor 800 Jahren von einem Ritter gleichen Namens gegründet, kommt er am 9. Dezember 1943 zur Welt, dort wohnen die Großeltern, bei denen Luise Krüger die Kriegsjahre verbringt, auf dem Gutshof, den der Hauptzollamtsrendant Friedrich Leberecht Garcke, ein Vorfahre Michael Krügers, Anfang des 19. Jahrhunderts ersteigert hat. Der Vater, ein Postbeamter, muss in Berlin bleiben, wohin die Familie nach Kriegsende zurückkehrt. Im Archiv finde ich Hinweise auf eine Schulzeit am Nikolassee, doch immer wieder zieht es den jungen Krüger zurück nach Wittgendorf. Dort weiht ihn die Großmutter in die Geheimnisse der Pflanzenwelt ein und geht mit ihm ins Theater, besonders von Beckett begeistert. Der Großvater kann über 100 Vögel an Stimmen erkennen und hat ein Glasauge, das er ab und zu falsch einsetzt: »Dann kann man nach innen sehen, in den Kopf hinein, wo die Gedanken leben.«
An beide erinnert er in seinen Gedichten, vielleicht sind sie sogar die Motivation, selbst zur Feder zu greifen, mit 14 einen ersten, verschütt gegangenen Roman zu verfassen, in dem er erlauschte Gespräche von Kaffeetrinkern wiedergibt. Das Buch, die Geschichte, das Gedicht sollen sein Leben bestimmen, sowohl, um als Autor der Realität eine Fiktion hinzuzufügen, als auch um als Büchermacher die Fiktion in die Realität zu bringen.
Die Schulzeit empfindet er als zu langweilig, um zu studieren. Doch auch die Lehre zum Buchhändler und Schriftsetzer scheint ihm nicht zu genügen, trifft man ihn doch abends auf Vorlesungen an der FU Berlin, wo er Schriftsteller und Intellektuelle kennenlernt. Kurios sind die Erlebnisse in London, als er für drei Jahre bei Harrods als Buchhändler arbeitet.