Harbour Front Literaturfestival

Behzad Karim Khani gewinnt Debütpreis

16. September 2022
von Börsenblatt

Behzad Karim Khani erhält für seinen Roman "Hund Wolf Schakal" (Hanser Berlin) den neu benannten Debütpreis des Harbour Front Literaturfestivals 2022 (ehemals Klaus-Michael Kühne-Preis). Die Jury schließt sich zudem den Forderungen nach einer unabhängigen historischen Untersuchung der Aktivitäten des Unternehmens Kühne + Nagel in der NS-Zeit ausdrücklich an.

Behzad Karim Khani

"Dieses Buch haut uns um"

Die Begründung der Jury lautet der Mitteilung zufolge: "Dieses Buch haut uns um. Die Geschichte von Saam, der mit seinem Vater und seinem Bruder den Wirren der islamischen Revolution im Iran entkommt und in Berlin kriminell wird, hat uns nicht losgelassen. Mal melancholisch und zärtlich, mal cool und gnadenlos – 'Hund Wolf Schakal' beschreibt den Duft in den Gemüseläden in der Sonnenallee, das Leben in den Hinterhöfen im Berlin der 80er und 90er-Jahre und den scheinbar selbstverständlichen Hang abgehängter junger Kerle zur Gewalt.
Behzad Karim Khani fließen auf jeder Seite Sätze aus der Feder, die große Resonanzräume öffnen. Dieser unwiderstehliche Ton zwingt zum Weiterlesen. Wie Vater und Söhne um jedes My Würde ringen, kann nicht kalt lassen. 
Karim Khani gelingt eine Poesie der Straße ohne ermüdende Klischees und übergriffiges Pathos. Mit seiner aufwühlenden, aufregenden Geschichte und seiner elektrisierenden, bildreichen Sprache ist dieses Debüt ein starkes Stück Literatur. Wir sind uns einig: Von diesem Autor wollen wir mehr lesen." 

Zum Autor

Behzad Karim Khani wurde 1977 in Teheran geboren, seine Familie ging 1986 nach Deutschland. Er studierte Medienwissenschaften und lebt heute in Berlin-Kreuzberg, wo er schreibt und die Lugosi-Bar betreibt.

Die Jury

Aus 49 eingereichten Manuskripten hat die Vorjury acht Titel ausgewählt. In den vier Debütantensalons haben zwei Autorinnen und sechs Autoren im September ihren ersten Roman vorstellen.

Die Mitglieder der Hauptjury, die jetzt den Gewinner gekürt haben, sind: Felix Bayer (Kulturredakteur DER SPIEGEL), Daniel Kaiser (NDR / Podcast eat.READ.sleep.), Judith Liere (Stellv. Ressortleiterin Kultur ZEIT ONLINE), Stephan Lohr (freier Kritiker und Moderator) und Meike Schnitzler (Stellv. Ressortleitung Reportage / Zeitgeschehen / Kultur BRIGITTE).

Der Debütpreis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird von der Kühne-Stiftung gefördert.

Die Preisverleihung findet am Sonntag, 18. September, um 11:00 Uhr im NACHTASYL im Thalia Theater statt.

Das sagt die Jury zum neuen Namen des Preises

Auf Börsenblatt online hatten wir bereits über die Namensänderung des Preises berichtet – anlässlich der Preisverleihung folgt nun ein Statement der Jury dazu: 

"Der Debütpreis beim Harbour-Front-Literaturfestival wird seit 2010 von der Kühne-Stiftung finanziert. Keine der Jurys, die den Preisträger oder die Preisträgerin bestimmten, sah sich in der Unabhängigkeit ihrer Auswahl aus den nominierten Büchern eingeschränkt. In diesem Jahr haben zwei der acht von der Vorjury ausgewählten Nominierten ihre Teilnahme zurückgezogen.
Wir hätten gerne auch über ihre Bücher diskutiert. Aber wir möchten Sven Pfizenmaier und Franziska Gänsler für ihre Entscheidung unseren Respekt aussprechen. Und wir schließen uns ihren Forderungen ausdrücklich an: Wir würden uns wünschen, dass Kühne + Nagel sein unternehmerisches Handeln in der NS-Zeit durch Historiker*innen unabhängig untersuchen lassen und die Forschungsergebnisse öffentlich machen würde. 
Literatur lässt sich nicht getrennt von der Gesellschaft denken, in der sie entsteht und in der sie rezipiert wird. Dafür stehen die bisher mit dem Klaus-Michael-Kühne-Preis ausgezeichneten Bücher; man liest es auch den acht Titeln an, die wir diesmal in der Jury letztendlich zu beurteilen hatten. Wir sind den Autorinnen und Autoren dankbar, dass sie sich mit ihren Debüts dem Wettbewerb gestellt haben."